Montag, 30. Juni 2014

Kinder sehen Euch! - Video mit Dramaturgie-Note 1A


Video der Woche

Ich mag Australien immer mehr, nicht nur wegen AC/DC und Bumerangs. Auch die NGO-Videos haben Klasse, erinnert Euch an "Dumb ways to die" (vorletzter Post). Hier ein Awareness-Spot zum Thema Kindererziehung Dos & Dont's, der schon 7 Jahre auf dem Buckel hat, die Kampagne von NAPCAN läuft aber noch. Ich möchte daran Best Practice in Dramaturgie besprechen. 8 Millionen Klicks, nebenbei:

Youtube Direktlink

Highligts der Dramaturgie:

1) Start direkt mit dem Thema in der ersten Sekunde!
--> noch harmlos mit Handy-immer-und-überall. Das Kind wirkt hier erst mal eher lustig. Das ist der "Establishing Shot", er hat schon alles: Kinder imitieren Erwachsene, wir sind in der Öffentlichkeit, es ist ein Thema das alle angeht und der Auftakt hat einen gewissen "Fun-Faktor". Alles in 3 Sekunden erreicht: Whoa, das ist schnell! Dramaturgisch ist der Eyecatcher gelungen: Unsere Aufmerksamkeit ist gewonnen.

2) Direkt die zweite Einstellung schafft die Wende zum eigentlichen Thema!
Kinder kopieren uns - und die Wahl des Themas Zigaretten ist perfekt, denn nirgends wird es öffentlich so deutlich. Hier können wir uns alle mit eigenen Erfahrungen wiederfinden. Dramaturgisch hat der Film uns "abgeholt" dort, wo wir alle zustimmen werden.

3) Was in den nächsten 30 Sekunden folgt ist eine permanente Steigerung, hin zum eigentlichen Thema: Von sichtbarem Fehlverhalten in der Öffentlichkeit zu dem, das wir nicht so mitbekommen: Missbrauch und Gewalt gegen Kinder und Schwächere in der Familie (Kampagnenthema von Napcan). Erst der Hund, dann das Baby, dann die Frau. Ohne Steigerung wäre es nach zwei Wiederholungen schon langweilig. Noch etwas: Wir sehen gleichzeitig den Missstand aber auch seine Ursache: Übernommenes Verhalten von den Eltern - ein Teufelskreis. Wer kann das durchbrechen? Nicht die Beteiligten alleine jedenfalls. - Alles wird erst einmal ohne Worte erzählt - das ist gutes Storytelling: "Show, don't tell"

4) Children see / do - Ein und Ausblendung nur eines Wortes beinhaltet die gesamte Botschaft. Wer das "Wording" noch kürzer schafft, bekommt von mir eine Medaille.

5) Eine Minute
Ich wiederhole es noch mal: Eine Minute. Hängt auch an den TV-Werbeblock-Zeitbegrenzungen. Aber dennoch: Eine Minute. Habe ich schon gesagt, oder? Ich sag's noch mal: Eine Minute!!!

6) Noch was zur Verbreitung:
Das Video wurde zig mal kopiert und online gestellt. Keines der Videos hat alleine 8 Millionen Klicks erreicht. Das Originalvideo hat sogar weniger als alle anderen. Aber Plattformen wie etwa TrueActivist oder auch Bill Gates Upworthy spülten das Video viral nach oben.

So long - Gutes Storytelling in Kampagnen ist für mich immer:
Kurz - Relevant - Emotional - Unterhaltsam! Und es holt den Zuschauer/Zuhörer ab in seiner eigenen Erfahrungwelt!


Montag, 23. Juni 2014

SEX


Video der Woche

Alle guten Dinge sind drei - auch beim Sex. Wie versprochen hier drei Beispiele, wie Campaigning-Clips die natürlichste Sache der Welt verwendet haben. Und zwar absteigend von "Hervorragend" bis "Unterirdisch schlecht":

1) Fangen wir mit meinem persönlichen All-Time-Favorite an (Das Laden dauert evtl. etwas) - aber unbedingt bis 0:32 und dann bis 1:08 ansehen!


Direktlink: goo.gl/aDy2R5
Eine Kampagne für Jugendschutz im Internet von Terra Parental Control (eigentlich eine Filtersofware), die inzwischen abgelaufen ist, aber in meinem Herzen für ewig aufbewahrt sein wird.
Warum? Weil nicht einfach ein TV-Videospot ins Internet übertragen wurde, sondern die interaktiven Möglichkeiten, die nur Internet-Videos bieten (z.B. Flash) auf kreativste Weise eingesetzt worden sind. Und noch ein Punkt, der dramaturgisch sehr gelungen ist: Der Zuschauer (also Du oder ich) wird hier emotional genau da plaziert, wohin auch die Kampagne ziehlt: In den Sessel des Voyeurs - denn die Frau IST attraktiv, und zumindest die männlichen Leser meines Blogs klicken GERNE auf den Play-Button. Und was mir selber dabei gut gefällt: Hier wird nicht Sex an sich verteufelt (Schütze Deine Kinder vor Sex), sondern Porno (der leider für viele Jugendliche heutzutage die Erstinfo-Quelle darstellt, obwohl er so extrem reduziert ist). Auch das ein wichtiger Punkt. Das darf man nämlich nicht verwechseln.

2.) Leider hat die folgende Kampagne da durchaus ein paar Sachen verwechselt - die ich aber dennoch im Mittelfeld plazieren möchte. Sie ist nämlich wirklich lustig - und viral war sie ein Erfolg: Der berühmte und virale Spot von Zazoo:

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Ja, was haben wir gelacht über das Gesicht unseres Protagonisten. Aber ganz ehrlich...gegen ungewollte Schwangerschaften mit dem Nerv-Faktor kleiner Kinder zu argumentieren, da wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Kinder sind nervig? Darum besser noch keine kriegen? Das ist nicht meine Begründung. Viel besser hat es da meines Erachtens diese amerikanische Videoreihe gemacht:

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Ein kurzer, knackiger Eyecatcher und vom Fun-Faktor eindeutig für virale Verbreitung prädestiniert - aber mit RESPEKT, sogar vor den Paaren, die sich hier zum Affen machen, denn die Botschaft ist eine sehr positive: Sex ist so toll, dass wir den Kampf mit den Tücken des Alltages nicht aufgeben. Da ist doch Schwangerschaftsverhütung wirklich ein Klacks dagegen.

So, damit hätten wir schon drei Videos, aber ich hab hier noch eines - denn die untere Bodenlinie ist noch nicht erreicht, und das folgende Video durchschlägt sie glatt:

3) Die Politiker mal wieder...haben versucht, jung und peppig rüberzukommen. Sexy und mit Action. Ein Zeichentrickfilm, juhu! Das einzige was hier aber rüberkommt, ist ihr unglaublich negatives Bild, das sie von der heutigen jungen Generation zu haben scheinen:

Youtube Direktlink (mit deutschen Untertiteln)

Eine dänische Kampagne gegen Wahlmüdigkeit, speziell für jungen Wähler gedacht zur Europawahl 2014. Glauben die Macher des Videos tatsächlich, das Idol der 18-25jährigen wäre ein mafiöser, sexsüchtige Schlägertyp? HALOOOOO! Geht mal in die Blockbuster eurer Kinder (oder Enkel): Hunger Games, Jupiter Ascending, Warm Bodys...da geht es um Gerechtigkeit, Liebe und Anerkennung! Das BumBum und die Explosionen, die Erotik usw - das alles sind Eyecatcher, mehr nicht! Wer das echte Grauen sehen will, der sollte mal die 20-Uhr Nachrichten sehen - die sagen nämlich 'ne Menge über das aus, was heutige Politiker in der Welt anrichten. Aber...Moment mal...könnte nicht vielleicht DAS der Grund für Wahlmüdigkeit sein?
Also danke, dass dieses Video nach 1 Tag vom dänischen Parlament aus dem Netz genommen wurde, um den schlimmsten Shitstorm zu verhindern, den es auszulösen drohte. Liebe Politiker: SO NICHT!

Aber damit Ihr nicht allzu geschockt in die Woche startet, hab ich hier noch eine Szene (keine Kampagne) aus einer griechischen Serie, die so genial ist, dass die Welt sie nicht vergessen sollte: Ich kugel mich jedes Mal: Better Know How To Use A Condom

Mittwoch, 18. Juni 2014

Beuscheuerte Arten zu sterben


Ohrwurm-Alarm

Das muss der Vollständigkeit halber auch hier rein - und weil ich bedingungsloser Fan bin!

Die Melbourner Mertogesellschaft startete 2012 eine Kampagne zur Sicherheit am Bahnsteigrand. Besondere Zielgruppe waren Kinder:
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Innerhalb von zehn Tagen erhielt “Dumb Ways to Die” auf YouTube mehr als 25 Millionen Aufrufe, das Lied landete am Tag der Veröffentlichung auf Platz 10 der iTunes-Charts, die Kampagne wurde 2013 auf dem Cannens Festival of creativity mit dem ersten Platz ausgezeichnet und war eine der besten viralen Kampagnen des Jahres. (Wikipedia-Artikel)

Die oft brutalen Todesarten bleiben dennoch im spielerischen Rahmen und nehmen den Humor von Kindern eindeutig ernst (Erinnert Euch an Eure Pausenhofwitze in der 2. Klasse). Und der Song ist ein Ohrwurm. Nach zwei mal Anhöhren kann man schon mitsingen...aber nicht darum alleine soll es hier genannt sein.

Was kann besser sein als ein Video, das hundertmal geteilt wird? Na, ein Video, dass hundertmal nachgeahmt wird. Genau das ist hier passiert, sozusagen die Königsliga viraler Erfolge. Das Video hat i n s p i r i e r t! - hier mein Lieblingsbeispiel:

Dumb Ways To Die - The Paper Version

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Natürlich hat die Agentur der Melbourner Metrogesellschaft zwangsläufig nachgelegt - und auch das wieder formvollendet: Eine App bzw. eine Webseite, auf der man einige Todesarten wunderbar nachspielen kann - Link zur App-Seite.

Montag, 16. Juni 2014

Mitarbeiter feuern - für einen guten Zweck!


Video der Woche

...nach meinem letzten Do-It-Yourself Post haben einige Freunde mich gebeten: "Mehr davon!" - ok, hier kommt ein Meisterwerk der Handy-Kleinkunst im Non-Profit-Bereich:

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Ja, es war wirklich nur eine Handy-Cam. Und alle Personen spielen sich selber. Kosten für das Video - außer einer guten Idee und 2h Arbeit: 0,- $ </ br> Und es gibt sogar 'ne Fortsetzung, hier der Link.

Es handelt sich um eine typische Online-Offline Kampagne, denn das Video alleine erreicht noch nicht viel, es wurden aber eine komplette Kampagne gefahren, mit Newsletter, Plakaten im Zoo, und natürlich sehr viel persönlicher Ansprache durch das Personal (der Zoo selber ist ja ein perfekter Ort, um Supporter zu gewinnen) - und hier ging es nicht um Geld, das zwar auch, sondern um die Petition, um staatliche Subventionskürzungen zu verhindern, besonders den "freien Tag", der seit zwei Generationen den Geringverdienern einen Familienbesuch ermöglichte.


Was es hier neben der Handycam braucht, ist lediglich ein simples Freeware-Schnittprogramm (wie z.B. Videopad), das hierfür völlig ausreicht. Der Film hat seit 2010 immerhin 100.000 Klicks erzeugt, für eine regionale Kampagne ist das schon sehr beachtlich.

So, genug der süßen Tierchen, nächste Woche wird es mal ganz aufregend, denn ich poste über SEX! Und nicht nur ein Video, sondern DREI! Über SEX!
Hab ich den Cliffhanger jetzt richtig gesezt? Naja, mein Besucherzahlen-Dashboard wird's mir schon verraten...nächste Woche

Mittwoch, 11. Juni 2014

Musik Video - Do It Yourself


Video der Woche

...Es braucht ein Mikro, ein Mp3 Recorder, einen Ton-Fummler (Profis ab 250,-/Tag) und mindestens ein Smartphone mit guter Cam oder auch 'ne DSLR mit Videofunktion, wie hier... Oh, Moment, und natürlich einen absoluten TopHit (Gema-Online Lizens: ca. 100,- / Jahr), den ihr von einem zweiten Handy per Knopflautsprecher Euren Opfern vorspielt!

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Mit Katy Perry macht man schon mal nichts falsch. "Roar" heißt der Titel.

Irgendwie will im Moment jeder für irgendeine gute Sache Marathon laufen. Hey Leute, das ist inzwischen ein wenig ausgelatscht. Macht ja inzwischen fast jede Schulklasse für Omi, Onkel und Tanten. Songs haben den Vorteil, dass sie auch die Fans der Stars anlocken.

Technisch wurde hier der Ton separat aufgenommen, und anschließend mit einer Karaoke Version gemischt. Ein Editor muss das dann noch mit dem Bild synchronisieren, aber das ist wirklich kein Hexenwerk. Ein Ton-Fachmensch ist hier aber unerlässlich, sonst wird das Lied von der schlechten Tonqualität abgewürgt! Störgeräusche wurden massiv rausgefiltert und falsche Töne mit einem "adjustment" Effekt begradigt, damit es nicht allzu schräg wird. Aber ein paar Patzer wurden absichtlich gelassen, dass macht dieses Video so charmant. Ehrlich: Auch Du hast bestimmt an der ein oder anderen Stelle geschmunzelt, oder? Tja, und da ist er, der virale Mehrwert, den so ein Video braucht.
Das hier ist natürlich ein Awareness Video, kein Fundraising-Clip. Aber ist der Song nicht absolut mitreißen?...
DANCING THROUGH THE FIRE, CAUSE I AM A CHAMPION.... Badabam - HEY! - Badabam...HEY!

Sorry, dass ich erst Mittwoch poste, aber echt: Montag war Pfingsten und gestern war' einfach ZU HEIßßßßß!

Montag, 2. Juni 2014

Versteckte Kamera zeigt Obdachlose ungeschminkt...


Video der Woche

...oder vielleicht doch "ein bischen" geschminkt. Grade soviel, dass ihre Verwandten sie nicht erkennen:

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Die Idee ist so einfach: Zeig den Leuten, was sie ausblenden!

Pranks (wie es auf Neudeutsch heißt) - also das bewusste Hereinlegen von Menschen - ist ein beliebtes Mittel für virale Verbreitung von Kampagnen-Videos. Siehe die Kindertransporthilfe-Geschichte von vorletzer Woche à la Yes-Man. Kennen wir aus dem TV ja auch. Die Einschaltquoten beweisen: Der Voyeurismus-Faktor ist Unterhaltung pur. Reality TV! Und Unterhaltung ist - das wissen wir ja - zwingend nötig, um virale Kampagnen zu verbreiten.
Ich höre schon die Bedenkenträger grummeln: Das darf man nicht, das ist nicht in Ordnung. Man soll die Menschen nicht überrumpeln sondern überzeugen. Ja! Gut! Ganz recht! Nur wo ist das Verhältnis?

An Hilfsbedürftigen vorbeizuschleichen - als wären sie nicht da...was bitte ist das? Darf man das denn? Gehört das nicht sogar zur unterlassenen Hilfeleistung? Da wäre so ein Prank doch eine vergleichsweise harmlose erzieherische Straf-Maßnahme, tut erst mal niemandem wirklich weh. Kleiner heilsamer Schock vielleicht.
Aber in Berlin erfrieren jeden Winter ein paar Menschen, die auf der Straße leben! Wir schleichen sogar an deren toten Körpern vorbei (so geschehen 2013) - Ich rede nicht nur von uns als Einzelnen - sondern davon, dass auch alle Behörden da fröhlich dran vorbeischleichen. Genauso wie die "Hereingelegten" in dem Video. Also ganz ehrlich -  ich kann gut mit so einem Prank leben, wenn der auch nur einen Kältetoten verhindert, wenn er dafür sorgt, dass endlich mal  jemand NICHT WEGSIEHT! Dann dürfen auch alle Internet-Gefühls-Voyeure sich das Video ansehen. Viel Spaß damit. Geil, oder? Ach ja, auf der Straße gibts für Euch noch mehr zu sehen....

Oder seht Ihr das anders?