Mittwoch, 30. August 2017

Emotionen - richtig eingesetzt


Video der Woche

Hier kommt ein Video - das ALLES richtig gemacht hat. Jessica McCabe ist eine US-Schauspielerin, die einen NonProfit Videokanal über ADHS gestartet hat - da sie selber betroffen ist (Das Video hat Deutsche Untertitel, wer rauskriegt, wie man so was einschaltet):


Direkt auf Youtube

Abgesehen von der ganz wunderbaren Botschaft gibt es in diesem Video eine Menge zu lernen. Ich greife hier vor allem das Thema EMOTION heraus - weil das bei vielen Kampagnenfilmen im NonProfit-Bereich zwar versucht wird - aber nur mit mäßigem Erfolg.

Authentische Emotionen

Emotionen sind der Trigger für jedes Handeln - Fundraising-Videos oder Kampagnen, die darauf verzichten, führen nicht weit. Jedenfalls kaum zu einer Spende oder eine bestimmten Handlung.

Dennoch kenne ich wirklich viele Kampagnenvideos, denen das nicht gelingt. Der Grund liegt in der Authentizität. In diesem Film glaube ich Miss McCabe - obwohl sie Schauspielerin ist - die Tränen. Sie sind authentisch. Die Mutter gab es, die Gefühle sicher auch. Viele Kampagnenfilme kommen jedoch sehr unpersönlich daher: Die Stimme eines professionellen Sprechers mit wohlklingendem Bass macht auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam. Hmja - nett. Aber meilenweit entfernt von dem, was eine ECHTE Emotion auslöst.

Menschen statt Marken

Echte und authentische Emotionen gehen nur mit ECHTEN Menschen. Youtube-Kanäle mit Erfolg funktionieren immer über den Menschen, der sie betreibt. NGOs haben, genau wie Marken, das Problem, dass sie keine Menschen sind. Aber warum nicht jemanden für einen Kanal wählen, der genau das verkörpert? Eine authentische Person mit authentischen Gefühlen zu sein?

Ich glaube, wir haben allzu oft Kampagnenarbeit mit Pressearbeit verwechselt. Der Wunsch, so seriös und glaubhaft wie nur irgend möglich herüberzukommen ist nur eines: Langweilig. Online sind Menschen in den Sozialen Medien unterwegs, um vor allem andere Menschen zu treffen. Oder auch Stars. Nicht aber Firmen oder Organisationen. Je unpersönlicher, umso weniger attraktiv.

Erzählt vom Feuer

Es gibt Menschen, die brennen für ihre Sache - so wie diese junge Frau. Ihr Kanal ist aus einer ganz persönlichen Motivation entstanden. Man hört es heraus. Gerade NonProfit-Organisationen haben solche Menschen. Sogar oft viele davon. Doch sie kommen nur selten zu Wort, oder wenn, dann im emotionsärmsten aller Kommunikationsformen, dem Interview! Meine Güte - das einzige, was andere Menschen anstecken kann, ist aber dieses Feuer. Warum es nicht leuchten lassen? Stattdessen bekommen solche Leute eine Redaktion oder ein Skript. Nun, kann man machen - macht aber das eigentliche Feuer unsichtbar. Ich rate dazu, Authentizität zuzulassen. Das ist es, was die Zuschauer im Internet gewohnt sind. 

Und noch ein paar kleine Rosinen


  • Hoffentlich haben alle den guten Videotitel gesehen? "Danke Mum für all die Drogen" - macht definitiv neugierig.
  • Hoffentlich haben alle aber auch gesehen, dass er IN das Videovorschaubild eingearbietet wurde (Youtube und Facebook lassen solche Thumbnail-Bilder zu, die sollte man unbedingt nutzen!). Das Bild zeigt, WAS man sieht, aber auch, dass es unterhaltsam werden wird.
  • Letzter Tipp, weil man es hier so schön illustrieren kann: EIN Video ist KEIN Video: Heute ist Videokommunikation dem Diktat der Timeline unterworfen: Immer wieder ein kleines Video - das erzeugt Bindung & generiert Follower.