Mittwoch, 17. Dezember 2014

Kanacken-Überfall


Video der Woche


Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint." - Dieser Kurzfilm ist ein gutes Beispiel dafür:


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Wie beim Video aus Indien letzte Woche steckt hinter diesem Kurzfilm hier eine einzelne kreative Person, eine Design-Studentin (Webseite). Und nicht etwa das Institut für Menschenrechte, dessen Webseite www.aktiv-gegen-diskriminierung.de am Filmende genannt wird (und die nebenbei an Trockenheit kaum zu überbieten ist).

Dramaturgisch ist das Video sauber, die Überraschung am Ende erinnert gut an den berühmten Ticketspot "Schwarzfahrer" von Pepe Danquart aus 1992. Aber leider, leider ist der Film recht wirkungslos oder sogar kontraproduktiv. Und daraus können wir lernen:

1. Er ist sehr schlecht recherchiert und bedient ein übles Vorurteil, nämlich "Ausländerkriminalität nehme zu". Ja? Wirklich? Ach, da gibt es Statistiken?
In Wirklichkeit ist das höchst problematisch, umstritten und an sich schon eine rassistische Behauptung. Aber ganz sicher kein Fakt, den man zugrundelegen kann. Er macht inhaltlich die Wirkung der Story zunichte.
Mal ehrlich, eine Polizeistatistik, die das "Nicht-Deutsch-Sein" zum Kriterium einer kriminal-statistischen Unterscheidung macht, ist schon definitiv ziemlich voreingenommen. Warum diese Unterteilung? In Amerika kommen noch Latinos, Blacks und Asians als Kriterium hinzu. WHY? Früher auch die Homosexuellen. Das ist nicht Statistik, das ist Vorurteil. Könnte man viel drüber diskutieren. De facto begehen auch Übergewichtige weniger Gewaltdelikte als Muskelmänner (wäre doch plausibel, oder? Sollen wir Fitness-Studios verbieten? Naja, das ist nirgends untersucht). Aber Männer begehen definitiv etwa dreimal so viele Delikte wie Frauen, das ist nun wieder Fakt, (Polizeistatistik 2013...oh, Tschuldigung, hier geht's ja nur um Tatverdächtige, mehr gibt die Statistik nicht her. Auch nicht bei Ausländerkriminalität) Wer mehr zum Statistik-Walzer in der Meinungsmühle Deutschland lesen will: Hier ein guter Artikel zu Missinterpretation von staatlichen Ausländerkriminaliäts-Statistiken. Quelle: Der Staat selber (BPB). Tja, Sachen gibts...

2. Abgesehen davon ist der Film ohne eine dazu passende Kampagne in seiner öffentlichen Wirkung extrem eingeschränkt. Ein Call to Action fehlt. Die Webseite selber, auf die verwiesen wird, ist...naja, schaut sie Euch an. Das ist jedenfalls keine Kampagnen-Seite. Eine Absprache mit dem Institut für Menschenrechte hat es ebensowenig gegeben. So wurde der Film recht unkontrolliert geteilt und die Trolle haben sich an dem Video ausgetobt - etwa in solchen Kommentaren "70 prozent der vergewatiger sind moslems" (ein Mark Montana schreibt das hier: https://www.youtube.com/watch?v=Lbo0rIvsSe0) - hübsch. UND unkommentiert.

Wäre das Video in einem Prozess mit einer sauber aufgesetzten Kampagne entstanden, was hätte daraus noch werden können...tja. Schade, so viel gute kreative Energie. Und sie hat es ja so gut gemeint.

(bildquelle: Tagesschau)

Und eines zeigen die PEDIGA Demos ja deutlich: Die ausländerfeindliche Stimmung ist keine Randerscheinung. Wir brauchen dringend Anti-Rassismus-Kampagnen. Toleranz-Kampagnen. Integrations-Kampagnen usw. Wenn 15.000 Frust-Bürger aus der Mitte der Gesellschaft in Dresden gegen andere Gruppen auf die Straße gehen...dann ist Handlungsbedarf angezeigt. Vielleicht auch mal an den Wurzeln. Denn natürlich sind nicht Ausländer der Grund, dass 40% unserer Erwerbstätigen auf Altersarmut zusteuern. Sie sind nur der perfekte Sündenbock.
Mehr gute Kampagnenvideos in der Richtung bitte! Mehr Meinungsarbeit. Überlasst das Feld nicht dem Spiegel-TV-Magazin-Sensations-Journalismus.
--- Es friert mich, so kurz vor Weihnachten ---

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