Sonntag, 20. Dezember 2015

Zu kalt für Pizza


Video der Woche

Zum Jahresende ein vergnüglicher Spot, den ich für die Caritas Berlin produziert habe:


Direktlink zum Video

Dieser 1-Minüter für die Obdachlosenhilfe der Caritas Berlin läuft derzeit kurz vor Weihnachten in 12 Programm-Kinos in Berlin. Als Teil des Werbeblocks. Eine Distributions-Strategie, die sich für regionale NonProfit Kampagnen durchaus anbietet, da die Zielgruppe sehr viel genauer als im Internet bestimmt werden kann. Landesweite Kinospots sind zwar teuer, aber auf regionaler Ebene sind das noch vertretbare Kosten, ganz besonders, weil der Streuverlust so viel geringer ist.

TKP (TausenderKontakterPreis) Kino liegt derzeit bei ca. 50,-€ - das entspricht ungefähr den Kosten für Instream Video-Adds, also online Videowerbung z.B. auf Youtube.
Doch die bieten meist keine regionalspezifische Selektion an, nur soziographische über die Videos und deren Keywords. Wer regional gehen will, kann daher mit regionalen Plattformen (Regio-TV und Kinos vor Ort) deutlich besser fahren.

Der Mann der hier Pizza aufwärmt, ist übrigens Frank Zander - für alle, die sich schon die ganze Zeit fragen...für die Anderen: Ihr seid einfach zu jung, um ihn noch zu kennen ;-)

Und damit verabschiede ich mich in die Weihnachtsferien - kommt gut in's neue Jahr, wir sehen uns in der zweiten Januarwoche wieder. Tschüüüüs!

Sonntag, 13. Dezember 2015

ABC für heikle Situationen


Video der Woche

Händeschütteln - ohne Hand? Hmmm,..


Direktlink zum Video

Das ABC der heiklen Situationen zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen/Einschränkungen - und sie haben auch "O wie Orgasmus" nicht ausgelassen. Allein dafür hat die UK NGO "Scoop" eine Medaille verdient. Die Kampagne lebt vom Klick-Button IM VIDEO - eine Funktion, die viele NGOs heute immer noch viel zu wenig verwenden. Obwohl sie es könnten.

Also los, klickt Euch mal durch die Buchstaben. Einige der Videos sind einfach ganz hervorragend!

Für die Technikfreaks unter Euch:
Und wer wissen möchte, wie das Standbild entstanden ist - dazu wird ein Foto der Schauspielerin oder ein hochwertiges Standbild einfach ausgeschnitten, danach filmt man den Presenter - er spielt dann quasi neben einem leeren Platz - und schließlich wird die Person wieder eingefügt und der Schatten des Presenters künstlich darüber projiziert - das ist heutzutage mit Photoshop und After Effekts kein Hexenwerk mehr. Ergebnis: Die Schauspielerin wirkt wie eingefroren. Der Trick besteht darin, alles am selben Ort aufzunehmen, aber eben nacheinander   ;-)

Sonntag, 6. Dezember 2015

Greenpeace wird die Welt nicht retten


Video der Woche

Also wer dann?


Direktlink zum Video

Video der Woche hauptsächlich wegen der herausragenden Kommunikations-Strategie:
Zielgruppe des Videos sind die Zweifler, und das Video holt sie genau da ab: Bei ihren Zweifeln, denen Greenpeace auch noch zustimmt. Frei nach Dale Carnegie ("Wie man Freunde gewinnt") die beste Methode des Vertrauensgewinnes:

"JA! Ihr habt recht. Wir, Greenpeace, werden die Welt nicht retten.
Warum eigentlich nicht? Hmmm...könnte es damit zu tun haben, dass Du nix machst?"
- und zack, voll auf die Gewissenspauke gehauen!

Ein tolles Türschwellenvideo mit dem entscheidenden Schubser (Siehe dazu auch "Plan B - Eltern")

Mir persönlich gefällt auch der implizite Gedanke, dass Greenpeace hier mal nicht für sich selber wirbt, sondern für seine Sache, ganz egal ob innerhalb oder außerhalb des eigenen Vereins. Ist durchaus nicht immer so klar, aber der Unterschied zwischen einer Firma und einer NonProfit Organisation ist schlicht diese Gretchenfrage: Wenn wir wählen müssten, wen hätten wir lieber? Zahlende Abonnenten (=Mitglieder) oder unabhängige Aktivisten?

Tschuldigung, böse Frage - aber denkt mal drüber nach.


Sonntag, 29. November 2015

Action Held Franziskus


Video der Woche

Eine Lektion in Humor...


Direktlink zum Video

Diese Video-Kampagne stammt vom Observatório do Clima, einem NGO-Netzwerk aus Brasilien zum Thema Klimawandel. Diese Woche verhandeln ja beim COP21 in Paris die Mächtigen der Welt über nichts weniger als das Schicksal und die Zukunft der Menschheit - also den Klimawandel. Alle Augen der Weltöffentlichkeit sehen gebannt zu, denn sie planen dort, eine Lösung zu finden....HALT! STOP!
Jetzt noch NICHT lachen, das war keine Pointe, das meinen die wirklich..
Natürlich wird das in einem Witz und einer Farce enden, sag ich mal, aber trotzdem, bitte etwas Respekt dem heeren Anliegen, ja?

Oder nicht? Der Videoclip mit Rambo Franziskus pfeift auf Respekt. Er setzt ganz auf Humor und der besteht hier hauptsächlich in der Grenzüberschreitung - für die gute Sache: Perfekt getimt (ZEIT)  kommt nämlich genau jetzt die neue Enzyklika "Laudato Si" des Papstes heraus - zum Thema Klimawandel.

Heute geht es aber nicht um Kampagnen-Timing sondern um Humor. Spiegel online ist beim Fundraising überzeugt: Mitleid ist OUT - bleiben noch Ironie und Fun.

Einen Witz er-finden...oder einfach nur "finden"?


Wie finde ich eine witzige Filmidee? Die muss einem gar nicht einfallen, nur auffallen. Das Leben um uns herum bietet dazu genug Stoff. Worüber lachen wir im echten Leben? Was ärgert uns so, dass wir mit Ironie und Zynismus darauf reagieren? Das ist der Stoff aus dem man seine witzigen Einfälle bezieht.

5 Schritte zur witzigen Idee


  1. Wann lachst Du und worüber? Nimm das als Beispiel. 
  2. Grenzüberschreitung ausprobieren: Das kann Übertreibung sein (Franziskus als Actionheld), Ironie (Bitte rettet die verarmte Ölindustrie vor den bösen Gutmenschen), Respektlosigkeit & Tabubrüche usw. usw. 
  3. Protagonisten wählen: Wer tut was mit wem - gute Protagonisten eines Comedy Clips können Vertreter der Zielgruppe oder der Antagonisten sein, oder man selber (Comedian, der über eigene Erfahrungen spricht, funktioniert oft sehr sehr gut) 
  4. Story entwickeln: Regel der 3 / Dramaturgische Steigerung / Überraschende Wendung (sehr viele Witze haben genau das).
  5. Timing: Jede Pointe lebt vom guten Timing: Nicht zu lange (der Zuschauer investiert Zeit), aber auch nicht so kurz, dass keine Spannung aufgebaut werden kann.
Und noch was. Humor ist individuell, kein Video kann ALLE zum Lachen bringen, das ist einfach unmöglich. Einen Testlauf bei der gewünschten Zielgruppe würde ich aber unbedingt empfehlen. 

Von den Meistern lernen!


Im Film gibt es drei unerreichte Meister der Comedy. Chaplin, Lloyd ...und Buster Keaton (mein Vorbild). Hier eine Lektion über Humor im Film: 

Direktlink zum Video

Sonntag, 22. November 2015

Einzigartiges Video - alles passiert im Kopf.


Video der Woche

Ein Video aus Dänemark zur Straßensicherheit...mehr sag ich nicht:


Direktlink zum Video

Ganz leise, dieser Clip. Und es passiert nix! Ganz genau. Außer im Kopf des Vaters am Steuer...und dann auch in unserem Kopf. Und es ist trotzdem sooooo spannend, oder?

Dramaturgische Lerneinheit. Antiklimax


Video der Woche ist es, weil hier der Antiklimax in Reinform zu sehen ist (in 40 Sekunden!): Alle Elemente lassen eine Katastrophe erwarten, die dann bewusst nicht bedient wird. Die wegspringende Plastikflasche unter den Reifen ist Foreshadowing pur. Wäre der Unfall geschehehen, hätten wir die Schultern gezuckt..."war ja klar". Aber hier ist das Nicht-Ereigniss zur überraschenden Wendung geworden, die meine treuen Leserinnen und Leser inzwischen hoffentlich im Blut haben.

Und darin eingewickelt natürlich die Botschaft: Ja, Du ärgerst Dich darüber, wenn Du geblitzt wirst, aber Du hast auch ein Kind, oder? Also....besser es passiert nicht.

Das traurige Gegenbeispiel


Leider sind fast alle Kampagnen zur Straßensicherheit grot-ten-laaaaangweilig. Weil blut-triefend und vorhersehbar. Man meint immer noch, Abschreckung sei die beste Erziehungsmethode. Hallo an die Steinzeit: Das war noch nie so! (Sagt die Wissenschaft)
Kleines Bonbon: Der folgende Videoclip hat traurige Anti-Berühmtheit erworben (5 Millionen Clicks), weil er genau das ist: Trashig und ungewollt komisch.


Direktlink zum Video

Ganz ehrlich, die gequetschten Kinder-"Leichen" erinnern eher an billige 80er Jahre Splatter-Movies, und der ungemein spannende Junge mit Auto (Forshadowing), der junge Mann in Eile (Forshadowing) usw...das ist wieder so schlecht gemacht, dass die Leute es deswegen geteilt haben. Ihr glaubt mir nicht?-Nun, so wird es in Blogs herumgereicht (auch heute hier) - warum sind wohl die Kommentare zu dem Video deaktiviert, hm?

Zum Trost - etwas Humor hat noch nie geschadet


Damit es jetzt nicht ganz so frustrierend aufhört, zum Schluss noch ein Positiv-Beispiel der anderen Art, diesmal aus der Schweiz:

Direktlink zum Video


Und damit einen schönen Start in die Woche. Fahrt vorsichtig, es ist glatt!

Sonntag, 15. November 2015

Plan B - Eltern


Video der Woche

Warum Plan B? Hier die Auflösung. Wobei auch Plan C echt was für sich hat:


Direktlink zum Video

Ja, ihr lieben Videomacher für die gute Sache, erneut haben wir einen Klassiker in guter Dramaturgie vor uns. Die goldene Regel der drei guten Dinge / Steigerung / Dramaturgische Wende und der gesunde Humor - alles da. Alles gut ausgeführt.

Doch Video der Woche ist es aus anderem Grund geworden: Weil es eine perfekte Türschwellen-Motivation vermittelt.

Türschwellen - Motivation


Immer wieder predige ich meinen Kunden: Video ist KEIN Allround-Alleskönner-Tool, weder im Marketing, noch im Fundraising. Es hat Stärken, aber es ist eben nur ein Baustein. Hallo, Ihr Hübschen - so ein Video läuft grad mal 1 bis 2 Minuten. Man kann es 1 Millionen mal verteilen ohne Mehrkosten, ja, aber den einzelnen Zuschauer erreicht es genau EIN MAL, und den sollen dann 60 Sekunden dazu bringen, bei Euch Mitglied zu werden, oder für Euch zu spenden? So ein Unsinn.

Die Stärke von Videos ist diese: Videos können Menschen über eine Schwelle bringen - um z.B. auf den Button "Mehr lesen" zu klicken, oder mal den Schritt zur Kontaktaufnahme zu wagen. Dafür sind sie geradezu perfekt, denn sie können sehr gut Emotionen transportieren - oder auf sie reagieren.


Zwei Emotionen - ach - in meiner Brust!


Die Zielgruppe hier sind Eltern, die schon über Adoption nachdenken. Sie stehen auf dem Sprung, aber sie scheuen sich. Zwei Emotionen bestimmen ihre Lage: 1) Sie wollen gerne Eltern sein - denn die Liebe eines Kindes ist mit nichts vergleichbar. - und 2) Sie haben Sorge, denn sie wollen gerne gute Eltern sein. Und wer ist das schon? Oder weiß es vorher?

Auf beide Emotionen zielt das Video. 1) Es besänftigt Ängste - "man muss nicht perfekt sein" - und 2.) es verstärkt die Motivation: "ein Moment wie dieser BRAUCHT elterlichen Beistand! Dafür werdet Ihr geliebt werden."

Ein gutes NonProfit-Video ist immer ein gutes Türschwellenvideo.

Sonntag, 8. November 2015

Blick in die Zukunft Deutschlands


Video der Woche

Aktuell in aller Munde: Die Flüchtlingskrise. Moment....Krise? Wieso nicht Chance?



Flüchtlinge in Deutschland - Was wird aus ihnen?
Flüchtlinge in Deutschland – was wird aus ihnen?
Posted by Caritas Deutschland on Mittwoch, 21. Oktober 2015
Direktlink zum Video

Inhaltlich total überzeugend: Gegen Ängste einfach mal Chancen setzen, mit diesem erfolgreichen Blick in die Zukunft - von dem ich auch sachlich überzeugt bin, und mir mir so ziemlich alle Wirtschaftsverbände der Republik - aber das nur nebenbei...

Der virale Erfolg dieser Fotoanimation kam für die Caritas unerwartet. Fast 2 Millionen Videoabrufe seit Ende Oktober, 80.000 Likes, 11.000 Kommentare.

Marc Boos von der Online Redaktion der Caritas:
Wir mussten mehr als eine Woche lang einen Schichtdienst (auch am WE) einrichten um die Kommentare zu moderieren. 
Sicher kein leichtes Unterfangen. Denn wie überall: Die Trolle kommen bei solchen Reizthemen in Schwärmen, um ihren Brei von sich zu gegeben...aber die Zustimmung war natürlich bei weitem höher. Auch das wie überall.  Man braucht aber ein gutes Standing, eine gewisse manpower/womanpower, um da durchzukommen. Und ein Social Media Community Tool. Caritas verwendet Falcon Social, das auch Youtube kann, aber teuer ist, ein günstigeres wäre Some.io.

Die Fotoreportage "Humans of Lageso" von Fotograf Timo Stammberger ist natürlich ein heißes Eisen, aber hallo. Einer Berliner Agentur hatte pro bono die Fotos zu einer Fotoshow mit Perspektiven-Animation umgewandelt: Personen ausschneiden, Hintergrund leicht unscharf setzen, beides dann leicht gegeneinander bewegen lassen - und schon hat es Videocharakter. Nicht sehr aufwendig, aber sieht sehr viel lebendiger aus. Das ist einfach keine Slideshow mehr, eher ein Video.

Wir lernen


  1. Relevanz ist ein guter Nährboden für virale Erfolge. Es gibt einfach manchmal genau den richtigen Zeitpunkt.  Rettung der Süßwasserdelphine im Amazonas? Hat derzeit beim Flüchtlingshype in deutschen Medien nicht so gute Voraussetzungen.
  2. Videoanimationen aus Fotos können wie hochwertige Videos wirken. Gute Fotos sind lange nicht so schwer zu erstellen, wie vergleichbar gute Videos.
  3. Viraler Erfolg ist einfach nicht planbar. Die Caritas ist sicher kein Newcommer in der NGO-Kommunikation, doch es hat sie schon überrascht. 
  4. Heiße Eisen aufgreifen. Oh ja. Mit einer guten Portion Gelassenheit natürlich. Aber kontroverse Themen sind der Sprit, der einen viralen Motor antreibt, ganz besonders bei Videos. 




Sonntag, 1. November 2015

Blechkisten-Funvideo aus Madrid


Video der Woche

Das spanische Verkehrsministerium verlost Fahrräder...und wirbt für ihre Kampagnenwebseite zum Umstieg auf Rad / Öffentliche mit diesem herrlichen TV- und Online-Spot:


Direktlink zum Video

Habe es diesmal zum Video der Woche gekürt, weil es gleich drei Elemente guter Videodramaturgie in sich vereint:
1) Wiederholung & Steigerung - der Running Gag ist erst durch die andauernde Wiederholung und Steigerung so lustig.
2) Absurdität - am Ende hat unser Mann drei Fäuste und es rennen Strauße durch's Bild. In Madrid. Wer kommt auf solch geniale Ideen? Nur, wer sich traut, Grenzen der Normalität hinter sich zu lassen. Und nur das hat auch online eine Chance auf Verbreitung.
3) Humor, Humor, Humor!

Kann man nicht genug sagen. Abgesehen davon ist es perfekt auf das Zielpublikum abgestimmt. Wir alle, die hinter einem Steuer zur Arbeit fahren, kennen genau diese Situationen.

Wie gesagt: Ein Lehrstück guter Videodramaturgie. Und das von einer Staatlichen Stelle - hier noch mehr davon:


Sonntag, 18. Oktober 2015

Marsmensch im Klassenzimmer


Video der Woche

Ein Gruß an alle Neu-Leserinnen und Leser nach dem sehr gut besuchten Webinar letzte Woche (Rechts anmelden, dann kommt das Montagsvideo auch per Mail zu Euch).

Aus Chile kommt dieser Unicef Spot vom 11. August und hat bis jetzt 8 Millionen Aufrufe geschafft:


Direktlink zum Video

Wer genau nachgesehen hat - der Youtube Spot hat nicht so viele Aufrufe. Stimmt - denn hier handelt es sich um eine Facebook- (und TV) Kampagne auf UNICEF Chile's Facebook-Kanal. Das Video ist kein Youtube-Link auf FB sondern dort generisch hochgeladen worden. Noch streiten die Spezialisten, ob das gut ist oder nicht - ich wäre immer für Beides.

Wie schon im letzten Märzartikel über Homosexuelle Aliens ist hier eine herrliche Geschichte gewoben worden - für ein Chilenisches Publikum, wohlgemerkt. Oh ja, das funktioniert nicht überall! In den USA hat der Spot eine wahre Flut an Verschwörungsvideos ausgelöst - von der "Reptilien-regieren-heimlich-die-Erde" Fraktion (z.B. hier) bis hin zu den christlichen Fundamentalisten, die hier satanische Machenschaften am Werke sehen (z.B. hier).  Zum Glück sind die Chilenen mehrheitlich katholisch, das ist zwar sehr konservativ, aber man behält wohl auch alle Tassen im Schrank und hat mit Außerirdischen eher kein Problem.

Was bei den einen passt, geht bei den anderen voll daneben! 

Ja, so ist es leider, jede Zielgruppe hat ihre ganz eigene Kultur, Ängste und Interpretationsmuster. Das hat mich z.B. dazu gebracht, eine Agentur um dieses Thema herum zu gründen, Okayfactor, die ich hiermit gerne der Weltöffentlichkeit anempfehle - dort gibt's übrigens auch einen spannenden Blog:




Montag, 5. Oktober 2015

Call of Duty? Duty of Care!


Video der Woche


Für die nicht-Gamer unter Euch: Call of Duty ist das bekannteste Egoshooter Spiel überhaupt - wird verdächtigt, Teenager zu Amokläufen zu animieren. Äh...über solche Verschwörnugstheorien soll es hier aber nicht gehen. Nur damit Ihr das Wortspiel versteht. Das Video heißt "Duty of Care" - und ist 1:1 dem Call-of-Duty Spiel nachempfunden. Spielt allerdings in Syrien...Ihr wisst, was kommt.


Direktlink zum Video

Gestellte Syrien-Videos an sich und "was wäre, wenn" - die haben derzeit ja Konjunktur. Man denke an die Guerilla-Akton If Surrey Were Syria oder das berühmte "Most Shocking Second A Day"



WarChild fällt da etwas aus dem Rahmen. Darum hab ich es zum Video der Woche gemacht:

Keine alten Kamellen für neue Zielgruppen 


Während die meisten Kampagnenvideos sich an die beliebte Zielgruppe der 'Affinen Supporter' richten - das sind Mittelklasse-Bürger, Akademiker und vor allem Familienmütter und Väter - richtet sich Duty-of-Care an eine jüngere Zielgruppe. Ich hab mich in meinem Jahrgang (70) umgesehen  und bei meinen Nachbarn: Die zocken eher nicht Call-of-Duty.

Die Kommentarspalte unter dem Video zeigt bei näherer Betrachtung auch, dass die Idee aufgeht. Einer schreibt "Press X to show respect!" - ein Gamer, ziemlich sicher. Da kommen 16jährige Manga-Fans, Zocker und Nerds und sind beeindruckt - Leute, die sich vielleicht sonst nicht so für 'Politik und so' interessieren.

Darum auch von mir "einmal X für Respekt" gedrückt, für die mutige Kampagne von War Child UK!

Montag, 28. September 2015

Schattenkinder


Video der Woche

Ja, das Video hat auch mir mal wieder Gänsehaut verschafft...bin ja ein abgebrühter Filmemacher. Dennoch.


Direktlink zum Video

Gemacht von der UK-Version der Welthungerhilfe, Human Appeal, mit derzeit über 300K Abrufen.

Storytelling


Aber nicht darum ist es Video der Woche. Sondern weil es zum Storytelling was zu lernen gibt. Ich verrate Euch was: Die einzelnen - teils ekeligen - Strukturen und Gebilde sind eigentlich eine Kunst - Skulptur, und die hat eine tiefere Bedeutung. Steht auch in der Youtube-Beschreibung unter dem Video genau aufgeschlüsselt.

Jeder Bestandteil der Skulptur repräsentiert Aspekte der Arbeit von Human Appeal in 25 Ländern auf drei Kontinenten. Da will man doch noch mal genauer nachsehen...und das kann man direkt unter dem Video. So erzeugt das Video über den Gaming-Faktor (Suchbild) gleich ein Interesse für verschiedenste humanitäre Einsatzgebiete - und bei den Zuschauern fällt das ein oder andere vielleicht auf fruchtbaren Boden und bringt ihn/sie dazu, sich weiter zu informieren.

Was noch?


Diese Kampagne hat den muslimischen Ramadan als Anlass genommen. Human Appel ist aber keine muslimische NGO. Doch im Ramadan gedenkt man besonders der Armen und zeigt Solidarität. Gibt es im christlichen Festkalender etwas Vergleichbares? Also St. Martin vielleicht - aber das war für mich immer Bretzelessen mit Laterne Laterne singen....naja.

Montag, 21. September 2015

Gute Taten für goldene Löwen


Video der Woche

Refugees Welcome - so tönt es gerade auf den großen Transitbahnhöfen Deutschlands.
Winkende Hände, Hype ohne Ende.
Ganz ehrlich? Ich misstraue dem neuen Deutschen Sommermärchen (ähnlich wie die Neue Züricher Zeitung). Das hält meist nur ein paar Wochen.

Für dieses Thema hab ich mir dieses sehr ehrliche Video aufgehoben - ähnlicher Fall: Von Mai bis Juni tobt der weltweite Goodwill-Wahnsinn. Aber dann...


Direktlink zum Video

Nachhaltigkeit sieht anders aus. Dieses Video ist ähnlich wie die Fundraising-Satire der Rusty-Radiator Awards sicher behaltenswert - es richtet sich an uns, die kreativen Charity-Campaigner.

- i n t e r n e s -
Letzte Woche war keine Zeit für ein Video der Woche, Sorry - wir stricken gerade an unserer neuen Agentur "Okay Factor" und an einer Webseite von Flüchtlingen für Flüchtlinge - jenseits des Hypes und von den Betroffenen selber, statt "über" oder "für" sie. Ich musste daher beim Bloggen etwas kürzer treten.


Sonntag, 6. September 2015

Wer hat Angst vor Cola?


Video der Woche


Direktlink zum Video

Dieser TV-Spot von Greenpeace Australien ist geradezu der klassische Non-Profit-Clip. Die Dramaturgie folgt allen Regeln der Kunst:

  1. Vorahnung: Der Auftakt, sieht wie ein klassischer Coke-Spot aus. Wir sehen dennoch weiter zu: Die Überschrift "Stopp Coka Cola" lässt nämlich mehr erwarten. Das nennt der Dramaturg auch "Foreshadowing" also "Vorab-Andeutung".  Jeder weiß, dass der Film so nicht sehr lange weitergehen kann - das erzeugt Neugierde & Spannung.
  2. Dramaturgische Wende - als der erste Vogel vom Himmel fällt und die Musik abbricht. Hier wird das Versprechen also eingelöst. 
  3. Aktion statt Worte - die herabfallenden Vögel sind der Handlungsträger, nicht irgend ein Sprecher, der uns ermahnt, wie böse doch die Getränkeindustrie ist. Merksatz: Sag es ohne Wort - das wirkt stärker.
  4. Eindeutiger Call To Action - er ist glasklar formuliert - und das Bild liefert auch sofort die Motivation für so gut wie jeden Umweltschützer: Unsere Kinder und ihre Zukunft. Dieses eindrückliche Bild von dem Jungen, der verstört vom toten Vogel aufblickt. Mich erinnert das an die Mahnung des toten Flüchtlingsjungen Ailan am Strand, die gerade in unseren Medien herumgereicht wird. Und die eine immense Wirkung hat. So auch hier. 
Wir lernen: Worte sind schwach, Handlung ist stark!

Ein Verbot als Marketingstrategie


Australiens öffentliche TV-Anstalten haben den Spot abgelehnt. "Unangemessen" wurde er genannt. Für Greenpeace ist die Erklärung einfach: Das Werbebudget von Coka-Cola bei eben diesen Sendern ist immens. Hmm...es sind aber doch öffentliche, also steuerfinanzierte Sender? Also so was wie ...ähm..."unabhängig"? Naja, geschenkt. Versucht mal einen Sparkassen-kritischen Artikel in einer Kleinstadt-Zeitung unterzubringen, die von eben jenen Sparkassen-Inseraten lebt...

Doch als Vermarktungsstrategie hat genau diese Weigerung der Sender ganz hervorragende Dienste geleistet, denn ein solcher Skandal hebt eine Kampagne natürlich in die mediale Öffentlichkeit. Zeitungen, Blogs, News-Netzwerke - sie alle berichten darüber. Und diese Multiplikatoren sind es, die eine virale Verbreitung erst möglich machen. Womit Greenpease sein Werbeziel sehr wohl erreicht hat - und auch noch ganz ohne TV-Werbekosten.

Oh, ein Hintergedanke, ganz harmlos: Was meint ihr, ob sie das vielleicht sogar geplant haben? Ich denke ja, als Plan B, wenn TV nicht klappt. Also egal auf welchem Weg: Sie konnten nur gewinnen! Greenpeace setzt bei Kampagnen seit Jahrzehnten auf diesen Effekt. Mit Erfolg!

Wir lernen: Never change a winning distribution strategy! 

Sonntag, 30. August 2015

Papa, was machst Du hier?


Video der Woche


Direktlink zum Video

Die British Heart Foundation - Produktionen sind inzwischen in England geradezu Inbegriff erfolgreicher Viral-Videokampagnen geworden. Erinnert Ihr Euch an die grandios-urkomischen Vinni Jones Wiederbelebungs-Videos? Von der Sorte haben die noch mehr in ihrem Kanal.

Doch trotz der extrem starken Story hat dieser Spendenaufruf hier in meinen Augen einen Kapitalfehler begangen: Das Spendenargument ist schwach!
Für ein Awareness-Video wäre es perfekt, für ein Fundraisingvideo aber...? Ich glaube da ist es knapp daneben geschossen.

WARUM soll ich spenden?


Die beste Story muss mir klar machen, wieso meine Spende gerade hier und jetzt benötigt wird. Und obwohl das Video in allem sehr stark ist (sehr gute Schauspieler, sehr gute Regie, sehr gutes Script) - in diesem Punkt schwächelt sie.

Die dramaturgische Verknüpfung ist viel zu allgemein und über zwei Ecken:
"With your support our research can help end the devastation"
Was ist schon "devastation"/"Verwüstung/Verheerung"? Weder hätte dieser Papa gerettet werden könne, nein gerade hier war ja das herzlose Schicksal am Werke, er hat nix falsch gemacht. Noch suchen wir Hilfe für einen anderen. Papa. Nein, wir spenden für Forschung. Und gegen die allgemeine schlimme Situation. Zwei Abstraktions-Ebenen. Und das sind zwei zu viel im Kampf um den Spender. Virales Potential ist da - aber der ROI (return on invest) wird diesmal geringer sein, vermute ich (ist ja erst ein paar Tage alt, das Video hier)
Dabei bin ich Zielgruppe, ich bin Papa - und mir meiner Sterblichkeit wohl bewusst. Aber es rockt mich nicht, dort zu spenden.
Euch?

Dennoch: Chappeau für den genialen Film - hochkomprimiert. Und Geister sind grade en vogue, oder? Siehe "Die Geisterstimme im Kopf"

Samstag, 22. August 2015

Babysitter Wahnsinn


Video der Woche

Der Babysitter, der man nicht sein möchte...:

Direktlink zum Video

Red Cross America hat auch einen Erziehungsauftrag, nämlich zur Ersten Hilfe - und dieser TV-Spot richtet sich an die Zielgruppe der Babysitter - ein besonders prekärer Bereich mit höchster Verantwortung. Call to action: Nimm an unseren Erste-Hilfe-Ausbildungen teil! Ein Recruiting-Video also.
Der Clip der Agentur BBDO (mal wieder) hat den perfekten Distributionsweg gewählt, denn wenn Babysitter in den USA eines qausi permanent machen, dann Fernsehen. Ganz anders, als z.B. hier in Deutschland ;-)

Die Comedy spricht dabei die Sprache, die allen Teens - weltweit - sehr gut bekannt ist: Die des Sitcom-Humors. Auch das ein perfektes Tool. Ich hab selber sehr gelacht. Übrigens kleines Ratespiel: Der Supermann-Knirps kommt zweimal vor, habt Ihr es gesehen? Sonst noch mal schauen.


Montag, 17. August 2015

Facebook für Diktatoren


Video der Woche

Software Tips ganz unten. Hier jetzt erstmal eine tolle Satire: 

Direktlink zum Video

Ironie ist einfach immer wieder gut für Awareness-Videos - man denke an die fantastische 'Öl-Klarkomm-App' zum Shell-Umweltskandal im Niger-Delta.

Wahlwerbung für einen Diktator wie Assad? Trotz U.S. Embargo E.O. 13582, das eigentlich jeden Handel mit der Syrischen Regierung verbietet?

Naja, damit ist Facebook in guter Gesellschaft, die meisten Diktatoren dieser Welt haben westliche Geschäftspartner ohne Ende, und bis zu seinem Sturz war Ghadaffi unser Partner für die Eindämmung der Flüchtlingsströme. Wem das nicht reicht, hier zwei hübsche Bilder zum Nachdenken:



Die Erfahrung hat aber immer wieder gezeigt, dass auch globale Firmen sich sehr wohl dem Druck der Consumer beugen, WENN diese ethische Standarts einfordern (allerdings oft erst, nachdem irgendwo in Asien eine Fabrik eingestürtzt ist).

Videos wie diese Facebook-Add-Satire der 4 Personen-starken UK-NGO The Syria Campaign machen in meinen Augen schon Sinn.

Und WIE haben sie's jetzt gemacht?

Animation selbstgemacht.

The Syria Campaign haben einen US-Mediengestalter im Team, Glück für sie. Kann ich nur jeder NGO empfehlen. Er hat Mark Zuckerberg's Foto mit After Effects von Adobe animiert - den Mund evtl. selber beigesteuert und eingefügt. Gut - das macht man nicht mal so einfach selber. Aber interessant ist es schon, die beiden benutzten Werkzeuge mal anzusehen: Puppet-Tool und Lip-Sync, beide in der aktuellen CC-Version von After Effects zu finden (Auf Fotos klicken für Tutorials)



Wer selber mal Animationen verwenden will - hier eine Empfehlungen von mir, GoAnimate!
Damit lassen sich online Zeichentrick-Animationen erstellen, auf bemerkenswertem Niveau, und ein paar Grundkenntnisse reichen völlig. Für 39,-$ bekommt man den Basisplan für 1 Monate, kann dann kündigen. Das klingt fair, finde ich:




Montag, 10. August 2015

Gute Lehrer vergisst man nicht


Video der Woche


Direktlink zum Video

Es sind Ferien - da dürfen wir uns auch mal was gönnen, z.B. dieses anrührende Recruiting Video des Bildungsministeriums aus Singapur von 2011.

Kleiner Hinweis: Die Einladung zum Essen am Ende ist mehr als nur eine Replik auf die Mahlzeit des jungen Schülers vorher im Film mit der Lehrerfamilie: In der asiatischen Kultur ist es üblich, dass die jüngere Generation der Älteren dankt für alles, was in der Kindheit & Erziehung empfangen wurde. Schüler besuchen ihre ehemaligen Lehrer, Eltern werden von den Kindern selbstverständlich im Alter unterstützt, Ältere erhalten ganz allgemein großen Respekt. Unterricht wird eher als Geschenk, denn als Dienstleistung gewertet.

Jaaa, auch Recruiting-Videos sind ein wichtiger Teil der NGO-Videoarbeit, und es gibt auch in Deutschland genug Soziale Institutionen, die händeringend Mitarbeiter suchen. Und hier können wir mal sehen, wie das geht...

Motivation ansprechen


Das Video hat beim Storytelling: 1A - bei Videoqualität & Schauspielercasting: 1A, aber was mir besonders aufgefallen ist: Die Zielgruppenansprache ist perfekt:

Hier wurde genau die Kernmotivation getroffen. Was bewegt jemanden, einen unterbezahlten, hoch-engagierten Job aufzunehmen, wenn nicht ein besonderer Idealismus? Ihm geht es darum, die Welt ein Stück besser zu machen. Make a difference. Und bei wem? Na bei Schülern natürlich. Darum dreht sich alles in dem Film. Und auf der Recruitingseite dazu natürlich auch.

Singapur: Students only


Auf der Webseite des Ministeriums steht passend dazu diese Werbebotschaft:

"Our teachers make students believe in themselves and press on in the face of adversity so that they will know how limitless their potential is. And as teachers see their students mature into unique, talented individuals, they make sure that the future generation learns all that they can today, so that they may become all that they can be tomorrow. 
Our teachers make a difference. What do you make?"

Deutschland: Teachers only


Ich hab mal verglichen mit der Recruiting-Seite des Bildungsministeriums NRW. Da heißt es:
"In jedem Jahr werden Lehrerinnen und Lehrer für alle Lehrämter neu eingestellt. Auf diese warten interessante Aufgaben und gute Arbeitsbedingungen."
Jawoll! So weckt man Begeisterung (nicht)!
Auf der gesamten Seite finde ich keinen einzigen Bezug zu Schülern, sie kommen gar nicht vor. Tja, vielleicht erklärt das ja so einiges in unserem Schulsystem...


Montag, 3. August 2015

Zahlen sind DOCH sexy!


Video der Woche


Direktlink zum Video

Ok, ich habe im Beitrag "Teilenswert im Fahrstuhl" das Gegenteil behauptet. Aber da ging es um Zahlen OHNE Emotion.
Ohne Dramatik.
Ohne Aha-Faktor.

Das Alles ist hier jedoch vorhanden! - Und schon bekommen die Zahlen eine ganz besondere Bedeutung. Die Zielgruppe sind US-Amerikaner, man könnte das auf Deutschland übertragen, wenn es auch hier nicht ganz so ist...noch nicht.

Der Macher "Z" oder Politizane ist ein Filmemacher aus Texas, der anonym bleiben will, um nicht Jobs zu verlieren...so zumindest Mother Johnes, die NGO, deren Zahlen er illustriert hat. Und ZACK, da ist sie! Ja, ganz wirklich: Eine echte virale Bombe, ungeplant und einmalig, von privat ohne Agentur oder Werbung: über 16 Millionen Views!

Lektion

  1. Zahlen alleine sind doof - sie müssen "erzählt" werden. Das Video hier ist ja eher wie eine Geschichte,es hat auch eine schön platzierte dramaturgische Wende. 
  2. Zahlen müssen absolut relevant für die Zielgruppe sein. (Die erschreckend hohe Rate von Brustkrebs bei älteren Frauen interessiert Teenies einfach überhaupt nicht. Die wahrscheinliche Rate der Teenies, die misshandelt werden, dagegen sehr viel mehr) Die Geschichte hier betrifft 9 von 10 Amerikaner. Und sie offenbart etwas, was 10 von 10 Amerikaner offenbar nicht wissen, etwas Entscheidendes. 
  3. Konzentration & Reduktion: Die Erzählgeschwindigkeit ist hier sehr gut: Gerade noch so, dass man alles mitbekommt. Ebenso der Fortgang: Schritt für Schritt und logisch eng verkoppelt. Man steigt nicht aus.
  4. Das dramaturgische Element der Vorausandeutung. Man ahnt, dass hier was besonderes kommt. Auch wenn unklar ist, wie es dann genau sein wird. Dadurch wird Spannung erzeugt.

Der Meister der Zahlen


Da gibt es nur einen Namen. TED-Star Hans Rosling. Wer den Star der Zahlen einmal erleben will...schon die Überschrift ist hervorragend: "Hat Religion Einfluss auf die Zahl der Babies?"

Direktlink zum Video

Montag, 27. Juli 2015

Langweiligstes Video aller Zeiten - laut Cannes-Lions 2015


Video der Woche


Direktlink zum Video

Nein, Cannes Lions haben keine Anti-Auszeichnung eingeführt - a lá Darwin-PreisUnwort des Jahres oder Goldenes Brett (welches 2014 Jochen Kopp verliehen wurde...zu Recht! aber ich schweife ab)

Nein, in Cannes gab es Bronze! Der Spot der spanischen Obdachlosenorganisation Arrels Fundació ist alles andere als langweilig, und die kleine hochtalentierte 20-Mann Agentur dahinter, The  Cyranos / MacCann sind wohl das beste, was Spanien und Lateinamerika zu bieten haben.

Lektion heute: Überschriften


Wir lieben Superlative. Wer will nicht die Schönste Frau der Welt sehen, das schnellste Tier, den reichsten Menschen usw. - und das gilt auch umgekehrt. Welches war der höchste Promillewert, der je bei einer Verkehrskontrolle gemessen wurde? (googelt es und schreibts mir) Welcher Fisch ist der hässlichste der Welt? 

Gute Überschriften spielen mit unseren innersten Emotionen und Vorlieben. Sie sind Quotenbringer No2 direkt nach dem Vorschaubild .  Ich verwende manchmal mehr Zeit auf eine gute Überschrift als auf den Rest des Artikels. Lest mal den Titel auf Seite 1 einer beliebigen Bild-Zeitung...nur zu Übungszwecken natürlich. Wichtig ist halt immer, dass die Überschrift Lust auf den Inhalt macht. 

Wie komme ich an eine gute Überschrift? Eine Zauberformel gibt es auch hier nicht. Aber wenn es schon Dich selber nicht vom Hocker reißt, wie soll das erst bei anderen sein? Hier ein paar Anregungen:
  1. Sei charmant! Die Überschrift ist wie der erste Satz beim ersten Date - der muss einfach sitzen! - es muss Lust auf mehr machen. Aber bitte kein "Du wirst nicht glauben, was ich heute sah!" Das ist billige Bauernfängerei frei nach BuzzFeed und Co - es ist abgelutscht.
  2. Spiele mit den Worten. Das ist rätselhaft, und wenn dann später der Groschen fällt (so wie hier), dann ist niemand böse, denn ein Wortspiel ist wie ein guter Witz.
  3. Denk an die Zielgruppe und ihre Vorlieben oder Interessen. Ihr z.B. interessiert Euch für Online-Videocampaigning. Gerade für Euch ist ein Worst-Case-Video doch sicher spannend. Umso besser, dass es gar kein Worst-Case Video war. Die Überschrift half also, später eine positive Überraschung vorzubereiten - eine regelrechte dramaturgische Wende. Huiii.
  4. Schlagworte sind immer hilfreich: Aktuelle Diskussionen sind doch voll davon, sucht Euch was raus. z.B. "50 mal teuerer als der Grexit" ...jaaa, jetzt seid Ihr neugierig, was das wohl sein kann? Aber nö, sag ich nicht. Vielleicht nächste Woche.
  5. Und wie immer: "KURZ IST WURZ"...oder so ähnlich.

Montag, 20. Juli 2015

Mütter wissen nicht alles besser!


Video der Woche

...zumindest wenn man die Nanny fragt:

Direktlink zum Video

Ein kontroverser Spot.
Das war auch beabsichtigt, meint Noorashikin Abdul Rahman, Chef der NonProfit Arbeiterrechte-NGO "TWC2" aus Singapur (Quelle- einem Land, in dem Nannys erst seit zwei Jahren überhaupt ein gesetzliches Recht auf Urlaub haben.
Vorher war also 7/7 und meist auch 24/24 die Regel...Ja, da darf man ruhig mal eine gesellschaftliche Debatte lostreten, meinten zumindest die Macher von Ogilvy & Mather Asia - und haben dieses Real-Life-Experiment in virale Formen gegossen.

Mir geht es aber um den Split-Screen als Mittel der Erzählung. Immerhin ist das hier ein Videoblog für CampaignerInnen!

Zwei Bilder in einem, das ist nicht nur 70er Jahr Stil, so berühmte Filme wie KillBill nutzen es immer noch - man kann zwei Perspektiven gegeneinander setzen, Alternativen erzählen, Aktion & Reaktion zusammenfassen und was weiß ich noch alles. Spart auch Zeit.
Es gehört in das kreative Storytelling-Repertoire aller Kampagnen-Videomacher, und daher hier gleich noch ein schönes Beispiel, diesmal aus Kanada:

Direktlink zum Video


Montag, 13. Juli 2015

Die Geisterstimme im Kopf


Video der Woche

Quizzfrage: Aus welchem Land kommt dieser Kampagnen-Spot?

Direktlink zum Video

Antwort: Ist ziemlich egal - Rassismus gibt es überall. Leider. Auch in Australien.
Eigentlich geht es Beyondblue - der Charity NGO hinter diesem Spot - gar nicht primär um Rassismus. Nein, sie betreuen Menschen mit Depressionen! Auch z.B. Leute mit Burn Out - Syndrom. Und sie haben derart viele Kunden, die aufgrund von Rassismus depressiv werden, dass sie das Antirassismus-Arbeit zu einer der Hauptkampagnen  #StopThinkRespekt gemacht haben, neben anderen. Ach...na sieh einer an. Wer hätte gedacht, dass Rassismus zu Angststörungen führt...?


Die Videos sind für Educational Events gedacht - z.B. eine Roadshow mit Bus und Tablet-PCs - bei der umfangreiches weiteres Videomaterial zum Einsatz kommt:

Ähnlich dem Schulmobbing-Video aus "Kein Teufel nötig" wurden hier die Schauspieler noch mal zu einer Reihe weiterführender Videos herangezogen, in denen sie Interviews geben, denn sie SIND selber tatsächlich Betroffene.



Diese Materialsammlung aus TV-Spot und dazu passendem Einzel-Videomaterial ist für Kampagnen mit stark erzieherischem Aspekt hervorragend.

Nicht nur deshalb ist es Video der Woche geworden. Es gibt noch folgenden Grund, der mir persönlich wichtig ist:

RASSISMUS IST KEIN SÄCHSISCHES ODER DEUTSCHES PROBLEM!!!

Hier mal ein Kommentar eines Australischen Tolls zu einem der Interviews:


Ist mir fast wörtlich auf deutschen Facebookseiten zum selben Thema so begegnet - tausche "Aboriginal" mit "im Ghetto sozialisierten Fremden", und es könnte Freital sein, tausche es mit "Kongolese bzw. Mosambikaner" und es könnte Südafrika sein, tausche es mit "Blacks" und es könnte...naja, Ihr wisst schon.
Rassismus ist überall,...und sogar ganz heimlich - wie ein Geist - in unseren Köpfen. Oder nicht? Wer ist schon ganz frei davon?


Montag, 6. Juli 2015

Grüne Bienen


Video der Woche

Animationen vom Feinsten! Dazu eine klasse Story. Und sie können über sich selber lachen. Die Macher von Grüne Bienen, auf Englisch "GreenBees"....Na?..Na?....fällt der Groschen?

Direktlink zum Video

Ok, hinter dem Greenpeace Kampagnenvideo aus 2014 steht KEINE der großen Agenturen, sondern "Savage", eher eine Talent-Agency, was nichts anderes ist als ein Vermittler. Beheimatet in Prag, mit US-Depandancen. Sie bieten erprobte Talente, Directors, Filmemacher usw an, etwa hier den Animateur Daniel Bird, aus Prag. Der Vorteil? Kostet weniger als die Full-Service-Agenturen!
Das ist die kostengünstigste "Man in the middle"-Variante, nur Direktkontakte sind noch besser.
Komplettanbieter halten halt immer ganz schön die Hand auf.

Warum ich es zum Video der Woche gemacht habe?
Wegen dieser Lerneffekte:

  1. Großartige Animationen müssen nicht teuer sein, wenn man den direkten Weg geht.
  2. Der beste Humor ist der, bei dem man sich selber nicht so ernst nimmt. - siehe "sexy & nonprofit?"

Greenpeace hat etwa zeitgleich auch ein Video von BBDO produzieren lassen, einem der weltweiten Agentur-Platzhirschen. Ebenfalls eine gute Animation. Schlau gemacht. Aber ohne Humor - bzw. nur eine Prise Sarkasmus. Der Spot war sicherlich teurer - hat jedoch gleiche Abrufzahlen erhalten:


Direktlink zum Video

Welches ist besser? Roboterbienen auf Kinderärmchen oder die Mini-Aktivisten im Gemüseladen? Nun, die Views sind gleich, d.h. sie kommen vor allem über die gleichen Greenpeace-Kanäle, Facebook und so. Aber die Likes/Dislikes....die zeigen ganz klar den Favoriten:
BBDOs Roboterbienen haben erbärmliche 2:1 Bewertungen zu halten. - Daniel Bird's humorvolle Variante kam über 50:1 - die magische Schwelle. DAS ist der beliebtere Spot, ganz klar.

Selbst-Ironie ist einfach ein Symphatieträger. Hab das Video auch grad geliked.

Montag, 29. Juni 2015

Sexy & NonProfit?


Video der Woche

Manche wissen es noch - der am meisten gelesene Blogpost hier war der zum Thema Sex vor einem Jahr. Nun...never change a winning team - hier der nächste Ausflug in die feuchten Gefilde...der NonProfit Videos:

Direktlink zum Video

Jaaaaa - das ist purer Sexismus. Zwar haben alle Spaß dran...aber darf man das?
Hier hilft ein Blick in die Likes/Dislikes-Statistik:

Das Statement der Zuschauer ist also eindeutig - selten schaffen Videos ein positives Bewertungsverhältnis von über 50:1, selbst Pharrel Williams Feel-Good-Hit "Happy" kommt grad mal auf 14:1

Die App "Your man reminder" wurde ca. 100K mal runtergeladen. Und nur darum ging es bei dem Video: Die App zu bewerben bei Frauen unter 40. Das ist das Ziel der Kanadischen Organisation "Rethink Breast Cancer", und es ist gelungen.

Vielleicht auch, weil Bildsprache und Stimmung beim nordamerikanischen Publikum so bekannt (und beliebt sind) - aus der viralen Bombe zum Old-Spice-Parfüm (ebenfalls sehr sexistisch, aber so genial!).




Und nochmal: NEVER CHANGE A WINNING TEAM. - darum hat Rethink auch ein Update zur App veröffentlicht - mit einem zweiten Video, voller running Gags. Denn das ist der Kern des Erfolges hier: Nicht die heißen Männer, nicht Sexismus - sondern Humor. Das ernste Thema wird mit einem Augenzwinkern so gut verpackt, weil niemand hier sich über das Thema lustig macht...sondern immer nur über sich selber. Besseren Humor gibt es nicht.

Direktlink zum Video


Montag, 22. Juni 2015

Handy vergessen!


Video der Woche

Ohne Worte...

Direktlink zum Video


Auch dazu kein Kommentar!

Warum Video der Woche? Heute sage ich dazu mal nix.
Strengt Eure grauen Zellen an .

Wer eine Idee hat, wie so ein Video auf knapp 50 Millionen Zuschauer kommt - obwohl alle anderen Videos im selben Kanal bei ca 200K "rumdümpeln" - dann bitte, schreibt mir Eure Kommentare:


Und man darf auch teilen ;-)

Montag, 15. Juni 2015

Sport & rote Haut


Video der Woche

Erinnert Ihr Euch an die Tinte des Todes? - Die Thailändische Stiftung Gesundheit hat auch früher schon fantastische Spots gemacht - und diese Drei sind gut für Euer Zwerchfell-Training:

Direktlink zum Video

Ok, dramaturgisch gibt es nicht allzuviel zu lernen, außer dass man damit wunderbar in den Montag starten kann, oder? Die Stories sind klassische Witze und genauso aufgebaut, und sie sind für's TV - wo es schnell und flippig hergehen muss.

Darum reden wir heute mal über GELD

Finanzierung über zweckgebundene Steuer


Die Filme sind mit Steuergeldern finanziert. Aber nicht irgendwelchen!
Progressiver geht es kaum: Steuern aus Problemfeldern werden direkt in Kampagnen für diese Probleme übertragen - aber OHNE ein staatliches Kampagnenmonopol.
Also z.B. aus Alkohol- und Tabak-Steuern erhält die unabhängige Gesundheits-Stiftung Zuschüsse. Damit wiederum fördert sie dann zweckgebunden unabhängige Anti-Alkohol- und Tabak-Organisationen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit - anstatt diesen Job dem Ministerium für Gesundheit zu überlassen (das wäre der deutsche Weg und endet in diesen sarkastischen Tabak-Aufdrucken mit schwarzem Rand).

Dass der unbürokratische Weg eine viel höhere Reichweite hat, lobt schon die WHO:
"ThaiHealth was designed to be the financial support mechanism for health promotion activities, particularly in hard-to-reach area for conventional bureaucratic system. " (Quelle)

In Europa gibt es sowas nur in der Schweiz.

In Deutschland hingegen stammen Gesundheistfilme weiterhin direkt vom Bundesministerium. Als Kontrastprogramm - wer sich das antuhen will - hier der aktuelle Film des BMG:

 "InForm" (Meine Güte, welch geniales Wortspiel!) - Untertitel "Das lustige Jedermann-Haus"
Ja doch, wie lustig, was haben wir gelacht...

Ähm - auf Youtube oder Facebook sucht Ihr den  Film vergeblich. Wozu auch? Die Bürger sollen bitteschön zur Ministeriumsseite gehen, wenn sie was wollen....Seufz.





Montag, 8. Juni 2015

Anruf mit Gruselfaktor!


Video der Woche

Stellt Euch vor, es ist  Bundesliga-Finale. Ok, in Amerika heißt das "Super Bowl".
In der Halbzeit natürlich Werbepause - die teuerste Sendezeit des Landes, und darum die besten Spots überhaupt ...Und dann senden sie DAS HIER:

Direktlink zum Video

Ok, war schwer zu verstehen - hier der Text. Kleiner Hinweis...911 entspricht unserem Notruf 110 und - das hier ist real!

(phone call ringing)

"911, where is your emergency?"
"123 Main St.”
“ok, what's going on there?‘
“I'd like to order a pizza for delivery.” (oh great, another prank call).
"Ma'am, you've reached 911'
"Yeah, I know. Can I have a large with half pepperoni, half mushroom and peppers?”
"Ummm.... I'm sorry, you know you‘ve called 911 right?"
"Yeah, do you know how long it will be?"
"OK, Ma'am, is everything ok over there? do you have an emergency?‘
"Yes, I do.‘
"And you can't talk about It because there's someone in the room with you?‘ (moment of realization)
"Yes, that‘s correct. Do you know how long it will be?“
"I have an officer about a mile from your location. Are there any weapons in your house?‘
"Nope...
"Can you stay on the phone with me?"
"Nope. See you soon, thanks”

As we dispatch the call, I check the history at the address, and see there are multiple previous domestic violence calls. The officer arrives and finds a couple, female was kind of banged up. and boyfriend was drunk. Officer arrests him after she explains that the boyfriend had been beating her for a while. I thought she was pretty clever
to use that trick. Definitely one of the most memorable calls.



Der US-Werbespot ist für's TV produziert worden, erreichte aber auch online Höchstzahlen insgesamt etwa 12 Millionen Views. Für die Campaigner von NoMore war diese Kooperation mit der NFL (der National Football League) das goldene Ei. Bessere Sendezeit gibt es nicht in den USA.

Von Hitchcock lernen


Was habt Ihr gesehen in dem Video? Nun...Nichts! Und doch haben viele von Euch jetzt sicher Gänsehaut. Wie schon Hichcock sagte: "Der Mord soll nicht auf der Leinwand stattfinden - sondern im Kopf des Zuschauers!"



Hier die vier geheimnisvollen Zutaten für einen solchen Zaubertrank.


  1. Es gibt eine dramaturgische Wende - klar, die alleine ist hier schon genial, wenn wir plötzlich verstehen, dass die Frau ihren Peiniger austrickst.
  2. Wir werden zum Voyeur - denn der Notruf ist echt. Darauf basiert der Erfolg aller Reality-TV-Formate.
  3. Ein wichtiges Element fehlt (das Bild)...also füllt unsere Vorstellung es auf, sofern die Story uns anspricht und interessiert. Und kein Kino ist so gut wie unsere eigene Vorstellungskraft.
  4. Das Wichtigste zum Schluss: IDENTIFIKATION - wir können in die Rollen der Hauptfiguren schlüpfen, und so alles miterleben. Wir können dies umso mehr, als die Personen kaum dargestellt werden, aber eine Extremsituation erleben. 
Das ist ein Schlüssel-Element: Lass in Deinem Film Platz für den Zuschauer! Er muss einen Weg hineinfinden. Eine gute emotionale Story EINZELNER Helden oder Antihelden ist fast immer dafür geeignet. Wenn sie glaubhaft sind, und dem Zuschauer ähneln. Das war hier so - die Allermeisten sahen diesen Spot ja zu Hause, mit Partner oder Familie. Also nah dran an der Situation. Nun, glaubhafter als die Wirklichkeit ist kaum etwas. 


Bevor Ihr in den Montag Nachmittag entlassen werdet - auch von mir der Aufruf: SEHT DIE ZEICHEN! Das war die Botschaft dieses Spots. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr eine Frau kennt, die zuhause massive Gewalt erlebt (oder erlebt hat), liegt laut Bundesfamilienministerium statistisch bei....

Eins!

Montag, 1. Juni 2015

Rassismus & Katzen


Video der Woche

Ich hatte ein Tierschutzvideo versprochen....hier kommt es:
Es gibt Leute, die ihre Katzen aussetzen - weil sie auf Selfies nicht gut rüberkommen...weil halt schwarz und so,....HALLOOOO?
Aus Neuseeland kommt dazu diese Anti-Diskriminierungskampagne..sponsored by Samsung:

Direktlink zum Video
Als Kameramann sage ich: Ja, das Tutorial funktioniert - so machen wir es auch bei Interviews mit Partnern aus Afrika. Belichtung runter, indirektes Licht von der Seite (besser Tages- als Raumlicht), nicht zu heller Hintergrund.

Das mit Samsung war ein wenig geschummelt. Samsung hat diese Kampagne  sogar in Auftrag gegeben (bei BBDO), um das Galaxy S5 in Neuseeland einzuführen. Doch profitiert haben die Tierheime und die Katzen allemal, und waren auch beteiligt am Spot (Tierheime UND Katzen, meine ich). Sozusagen ein Win-Win für alle. Profit & NonProfit-Teaming Up, das gibt's in Social-Media-Kampagnen immer öfter, und warum auch nicht? Den Katzen ist es doch egal. Hauptsache nicht in der Mülltonne landen,so wie hier:



Vimeo-Direktlink

Auf Youtube lief das ganze so lálá, bei Facebook ging es aber ab wie eine Rakete, vor allem hatten sie 10% Interaktionen erreicht und den Weg in die Medien hatten sie allemal geschafft, sowohl mit dem Thema als auch mit dem Samsung S5. (Merksatz: Facebook hat Youtube bei Video eingeholt, wenn nicht überholt!)

Was hat diese Kampagne richtig gemacht? Eigentlich alles!

  1. Tutorials sind ein Erfolgsformat
  2. Katzen sind das wahrscheinlich beliebteste Social Media Thema überhaupt.
  3. Die Story ist ungewöhnlich genug für die Multiplikatoren (TV, Blogger, Heftig&Co-Plattformen) - ähnlich der Tinte des Todes von vorletzter Woche.
  4. Die Idee ist unterhaltsam genug für virale Verbreitung und animiert zur Interaktion (10% auf FB, wie gesagt, sonst sind es oft nicht mal 1%)
und als Lerneffekt kommt hinzu: RELEVANZ!

Inhalte mit Bedeutung, für die Gesellschaft und vor allem für den Zuschauer, haben beste Karten. Tutorials sind per se relevant, und ein guter Zweck natürlich sowieso.
Ja, das haben auch Profit-Firmen erkannt: In Social Media Kanälen scheitert die übliche "KaufMich"-Werbung, die ist maximal so spannend wie Selfies (Lesetipp: "Nobody likes selfies"  - außer das eigene)... manchmal möchte ich das ein paar NGOs um die Ohren hauen, die auch nur Selfie-Videos machen.

By the way: Ich habe ein Samsung S5, bestätige gerne, dass es tolle Fotos macht...So, kann mich mal endlich jemand sponsoren? Hallooo?


Dienstag, 26. Mai 2015

Blutende Fußballfans!


Video der Woche

Der Weg zum Spenden führt immer über die emotionale Verbindung. Hier das Case-Study Video einer brillianten Kampagne der Blutspende-Stiftung Hemoba aus Brasilien, Meu Sangue é Rubro-Negro" - wer kein Portugiesisch kann: "Mein Blut ist Rot und Schwarz":

Direktlink zum Video

WOFÜR WÜRDEN UNSERE SPENDER BLUTEN?
das ist doch mal ein schöner Merksatz, oder?

In Marketing-Deutsch: Das Wichtigste, was ein Spendensammler wissen sollte, ist das, was seinen Spendern am wichtigsten ist!...Aber der  Satz mit dem Blut gefällt mir besser.

Wie kommt Video hier in's Spiel? Ganz einfach: Im Seeding. Also in der Verbreitung der Kampagne, die ja an sich eine Offline-Aktion ist.

Drei Bewegtbild-Kanäle wurden dazu verwendet und zwei davon waren "kostenlos":

1) VIDEOPOSTS von Manschaftsmigliedern und Supporter 
Sie posteten Statements zur Kampagne. Nr. Drei, Baía Tihuana, ist eigentlich Sänger einer New-Metal Band:


2) Medienberichte der TV-Anstalten
Brasilien ist eine Fußballnation. Wenn der Libero des FC Vitoria einen Pickel hat, kommt das in den Nachrichten noch vor den Berichten über die aktuellen Bandenkriege in São Paulo. Ganz anders als z.B. bei uns...ähm, oder? Jedenfalls sind die Statements oben sowie die Pressemeldungen natürlich für Sender und Online-Plattformen ein gefundenes Fressen. Auch sei wollen ja Zuschauerzahlen erreichen.

3) Ein eigener kurzer Online-Werbeclip:

Direktlink zum Video
Der Clip ist wirklich einfach gestrickt - Teilnehmer meines Workshops auf dem Fundraisingkongress werden sich erinnern: Schon mit Wevideo.com kann man das online zusammenstellen, guten Sprecher dazu, Musik, ein paar Soundeffekte (die gibt's gratis und rechtefrei im Web) - fertig ist der emotionale Einheizer. Auch kein großes Geld nötig.

Manche bluten gern!


Kampagnenagentur Leo Burnet brachte noch EINE essentielle Zutat mit dazu: Pädagogen nennen es "Gamification" - Mach ein Spiel daraus, und schon wollen alle mitmachen. Hätten das meine Mathlehrer nur mal früher gemacht...viele langweilig Stunden wären mir erspart gebleiben, seufz. Blut spenden wurde hier zu einem Wettbewerb. Denkt mal an die Ice-Bucket Challenge.
Sogar Fans des Konkurrenz-Vereins Bahia spendeten Blut für Vitoria's Streifen...wenn das kein Erfolg ist, dann weiß ich nicht....

Und damit Euch einen schönen Dienstag