Sonntag, 22. Mai 2016

Ich will Dich! - Ein Lehrstück als Seifenoper.


Video der Woche

Ein Lehrstück in Dramaturgie, dieses Video aus Peru - und auch das richtige Medium, nämlich Seifenoper:

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Seifenorpern sind in Lateinamerika - wie auch in Indien - TV-Volksdroge Nr 1, und ratet mal das Geschlechterverhältnis der Zuschauer.

Dieser NonProfit TV-Spot setzt auf genau dieses Format - und nutzt dann einen doppelten Spannungs-Effekt, nämlich Neugier aufgrund der Irritaton und natürlich die gute alte Steigerung:
  1. Alle Seifenopern-ZuschauerInnen wollen vor allem eines wissen: Kriegen sie sich am Ende? Oder nicht? Die ganze Szene hier steuert auf Laura's JA oder NEIN zu..
  2. Ab dem Augenblick, an dem unser Held plötzlich harte Wahrheiten in blumige Worte kleidet, fragen wir uns alle: Warum? Wo geht das hin? Und warten natürlich bis zum Ende, 
Und die Antwort ist dann auch perfekt terminiert: Auf dem Gipfel der Spannung.  Das Video bricht genau an der Stelle ab, an der wir Laura's Antwort erwarten. Und liefert seine Botschaft aus: Eine Telefonnummer.

Zielpublikum: FernsehzuschauerINNEN, davon ganz sicher eine Menge, die genau diese Notrufnummer des Flora Tristán Frauenzentrum in Lima kennen sollten.

Erstaunlicherweise liegen nämlich 14 der 25 Länder mit der höchsten Gewalt gegen Frauen nicht in der arabischen Welt, sondern in Lateinamerika (International Policy Digest).

Lektion: Nicht nur die Story, auch das Erzähl-Format muss möglichst gut zur Zielgruppe passen! Eine Binsenweisheit eigentlich, aber ich staune immer wieder, wie oft das übersehen wird...

Sonntag, 8. Mai 2016

Bibbern im Kino


Video der Woche

Was ist besser als Virtuelle Realität? Nur die echte Realität. In dieser Selbst-Erfahrung im Kino kommt beides gut zusammen: Drehen wir die Heizung im Kino mal runter...und bitten dann um Spenden für die Obdachlosen draußen vor der Tür.

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Macht natürlich nur im Winter Sinn. Die FiftyFifty-Gallerie in Düsseldorf verkauft eigentlich gespendete Kunstwerke hoher Qualität und erwirtschaftet damit Spenden für Obdachlose.

Die Spenderklientel findet sich auch in Programm-Kinos, und hier können kleine Werbevideos  hervorragend zielgenau und regional eingesetzt werden.

Die Idee, daraus gleich noch eine "Selbsterfahrung" gepaart mit Wärmedecken & QR-Code zur Spendenseite zu machen, kann man nur bewundern. Spender können direkt im Kinosaal spenden. Daran nämlich kranken viele Kinokampagnen - bis zu Hause hat der Effekt sich beim Kinobesucher wieder verloren, und dann muss man ja auch noch irgendwie nach der Spendenseite googlen?
Nicht sehr aussichtsreich.

Man sollte aber auch nicht vergessen, dass die Agentur hinter der aufwendigen Produktion, Havas Worldwide, die Kampagne selber gespendet hat. Günstig war der Spass nämlich nicht, wenn man die Produktionsqualität betrachtet.

Dennoch, Hut ab - und wir können daraus lernen: Es gibt immer einen Weg, die Spendenstrecke zu verkürzen.