Dienstag, 27. Januar 2015

Hirnlose Organspender!

Video der Woche


Dumm wie Bananenbrot - Youtube und Facebook quellen über von Failvideos. Wer kennt nicht die Typen, die ein elektrisches Barbeque im Pool aufgebaut haben. Heiliges Chamäleon!!! Eine belgische Organspende-Initiative hat aus der Beliebtheit dieser Videos sehr clever eine Fundraising-oder besser Organ-Raising-Kampagne gebastelt:  - - Spendet alles - außer Hirn:

Youtube Direktlink (dies ist ein echtes Video, nicht gestellt, den Mann gibt es wirklich!)

Die NGO Reborntobealive aus Belgien hat dabei gar nicht selber Videos produziert, sondern schlicht existierende Youtube-Hits umgewidmet. Aber nein, nicht einmal das: Sie hat Unterstützer aufgefordert, das selber zu tun. Und zwar kann jeder, der beim Surfen über ein unglaublich bescheuertes Beispiel Menschlicher Dummheit stolpert, mit einer Online-App daraus direkt ein Meme machen (die kleinen Mini-Witzbilder), auf der Seite Rebornme.be:




Und es danach - mit der Donation-Aufforderung der NGO im Bild - an alle seine Freunde und Bekannte weiterleiten. Probiet's mal aus. Das Video ganz oben war nur als Appetizer für das erste Seeding gedacht. Dazu wurden dann auch noch ein paar unglaubliche Plakate generiert, das war's aber auch schon.

 

Fazit: Die besten NonProfit-Marketing Ideen machen erstens Spass, zweitens Lust zum Mitmachen und drittens wenig Arbeit. 

Montag, 19. Januar 2015

Die kleine tägliche Vergewaltigung


Video der Woche

Eine attraktive Frau geht durch New Yorks Straßen und filmt sich selber - und alles, was ihr dabei so begegnet. Vor vier Monaten online gestellt, hat das Video schon fast 40 Millionen Zuschauer und ca 140.000 Kommentare erhalten. Die Schauspielerin erhielt danach Vergewaltigungs- und Todesdrohungen...und tausende Danke-Mails.

Youtube Direktlink

Letzten Mittwoch ging's ja um Trolle in den Social Medien - aber hey, die laufen auch auf der Straße rum! Z.B. in diesem Video - und in den Kommentaren dazu - aber nicht nur, breite Bevölkerungsschichten diskutieren hitzig bis zu tollwütig. Ein Video, dass solche Diskussionsstürme auslößt ist IMMER ein Erfolg. Es war ja von der NGO Hollaback als Awareness-Video gedacht. Wenn das keine Awareness ist, dann weiß ich auch nicht. Wann immer echte Probleme angesprochen werden, etwa Sexismus, kann man die Hitze der geführten Diskussion geradezu in Celsius als Erfolgsthermometer nehmen.

Auf BBC wird die Schauspielerin im Interview gefragt, ob ein nettes "Hallo, schönen Tag!" denn wirklich sexuelle Belästigung sei. Auf BBC nimmt sie dazu Stellung:

Youtube Direktlink

Eines ist klar: Sie haben einen Nerv getroffen. Neben den Videokommentaren sind "inspired Videos", Parodien (Batmann geht durch New York) und Nachahmer ein Gradmesser des Erfolges, und da sind Youtube und Facebook inzwischen voll davon - auch in Deutschland oder Neu Dheli.

Ein ganz besonderes FollowUp-Video will ich hier herausgreifen - denn es zeigt, dass es bei Straßenbelästigung tatsächlich nicht um Lust auf Sex sondern viel eher um Degradierung geht - Ein Versuch, als Homosexueller durch dieselben Straßen New Yorks zu gehen, brachte dieses Ergebnis:

Youtube Direktlink

 Lernziel: Denkt an das Happy-Video oder die Ice-Bucket-Challenge. Ein viraler Erfolg lässt durchaus Platz für NonProfits, sich mit eigenen Videos hier einzuklinken, wenn es denn ihr Thema ist. Die Erfolgschancen, selber in einer laufenden Debatte mehr Gehör zu finden als außerhalb, sind um ein vielfaches höher.

Übrigens - damit keine Unklarheiten bestehen. Ich halte Sexismus für real. Ich hab zwei Töchter, eine ist jetzt 14. Was würde ich wohl tun, wenn ein Unbekannter meine Tochter auf der Straße so anmacht und ich bekomme es mit - mal ganz ehrlich? Das wollt ihr gar nicht wissen....(dasselbe wäre der Fall, wenn ich einen homosexuellen Sohn hätte! Nur der Vollständigkeit halber)

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Mittwoch, 14. Januar 2015

Hass in den Kommentaren - über Hater und Trolle


Video der Woche

HATERS GONNA HATE! -  Wissen wir. Na und jetzt...?
Ja, die Trolle bestimmen zu oft den Ton: Hassmenschen, Wutbürger tummeln sich in den Kommentaren - gerade in den Videokommentaren, darum gehört das hierher. Grandiose Sachdiskussionen gleiten durch einen einzigen beleidigenden Post in eine wüste Kanonade aus Beschimpfungen. Im echten Leben undenkbar - im Internet Realität: Aufruf zu Mord und Vergewaltigung, von bideren Normalbürgern (siehe unten), die plötzlich alle Hemmungen aufgeben. Warum? - Und wie gehen wir damit um?

Hier ein TEDx Talk (siehe mein Post vom Montag zu TED) aus Linz von Journalistin und Bloggerin Ingrid Brodnig mit einer Analyse:

Youtube Direktlink

Die erwähnte Emma Watson Rede kann man sich hier ansehen. Aber worauf ich hinaus will - gerade eben habe ich die aktuellen Kommentare zu Emma Watson mal angesehen - die also jetzt im Augenblick oben sind (und musste an die Fluchenden Prinzessinen denken). Man sieht schon am Kommentar, ob hier Männer oder Frauen sprechen...

(Klick auf's Bild für größere Darstellung)

"Vergewaltigt die Feministen - JETZT!" schreibt, soweit ich das vermuten darf, ein Kommentator und schafft es, diesen Satz auf die erste Seite unter ein Video mit 560.000 Zuschauern zu bringen - diese Kommentare gehen per Message-Funktion an alle 14.000 LikerInnen des Videos. Sie alle bekommen diesen Kommentar automatisch per Mail zugestellt.

Was tun, sprach Zeus...

Die heutige Technik wird sich sicher anpassen und bessere Tools bieten, um relevante Kommentare automatisch nach oben zu spühlen. Gerade Youtube, Facebook und Google brauchen aber i.d.Regel lange, bis so etwas umgesetzt wird. Bis dahin bleiben uns also nur folgende Wege:

1. Administrieren: NonProfits mit viel Personal sollten unbedingt ein Admin-Team aufstellen, dass solche Kommentare filtert - also von Hand kommentiert oder löscht. So macht es etwa Die ZEIT. Personalschwache NonProfits können sich dafür auch ein ProBono-Admin-Team zusammenstellen und anhand einer Policy für ein gleichartiges Vorgehen sorgen: Beleidigungen werden gelöscht, unsachliche Beiträge kommentiert z.B. und Permanent-Schmutzfinken (der Troll) werden geblockt.

2. Einschränken: NonProfits ohne diese Möglichkeit können die Kommentarfunktionen einschränken oder abschalten. Kleine NonProfits haben oft auch einen eingeschränkten Zuschauerkreis und können z.B. im Untertitel auf einen Blog verweisen, wo die Diskussionen geführt werden können, auf Youtube oder Facebook bleibt dann nur Like/Dislike als Klick möglich, ein Video, dass 100 Likes und 5 Dislikes bekommt, spricht auch schon eine deutliche Sprache...

3. Gelassenheit: Trolle und Hater sind leicht erkennbar. Sie sind - wie auch Pegida - nicht die breite Masse. Ein negativer Kommentar sagt oft nur etwas über den Kommentator aus. Ein Video das viele Likes erhält und geteilt wird (das lässt sich z.B. auf Facebook ja im Monitoring sehen), hat Erfolg, auch wenn es dann drei Negativkommentare erhält. Niemand teilt oder liked ein Video, dass ihm nicht gefällt. Die Kommentarfunktion ist nicht alles - und sie ist durchaus verzichtbar. 

Montag, 12. Januar 2015

Helfen? Dann erst mal Klappe halten!


Video der Woche

Eigentlich ist es ein Vortrag. Aber was für einer! Die meisten von Euch kennen die TED Talks. Und die meisten kennen sie ...woher? Durch Videos!
Darum geht's heute. Aber zunächst ein erstklassiger Beispiel-Talk: Aid-Worker Ernesto Sirolli erzählt humorvoll, wie seine NGO in Afrika alles falsch gemacht hat (20 min, aber die lohnen sich!):


Youtube Direktlink

Eine herrliche Message: "Wer helfen will, muss erst mal Klappe halten und zuhören." Mir gefällt auch diese hervorragend: "Nicht helfen, wenn man gar nicht gerufen wurde." - so gehen z.B. Survival International vor, siehe meinen Beitrag Sept 2014 dazu. Aber heute geht es um Konferenz-Talks & Video.

TED Talks sind ein Konferenzformat für neue, inspirierende Ideen, die vor Ort Diskussionen anregen, ein engagiertes Publikum anziehen und vor allem über Videoplattformen geteilt werden. Die Mischung von Neuigkeiten aus Wissenschaft, Kunst, Design, und dann eben auch NonProfit und Bürgerschaftsengagment zieht eine bunte Mischung von Interessierten an, die - für NonProfits ja sehr wichtig - Multiplikatoren sind. Viele Talks werden anschließend in Netz auf Blogs und Facebook viral verbreitet und damit ist dies eine ganz hervorragende Seeding-Strategie. Satorelli's Vortrag z.B. hab ich selber über den Blog Topnonprofits gefunden.
Man muss eben einen inspirierenden Vortrag und Redner stellen können. Und eines natürlich vermeiden: Eigenwerbung. Ach ja: Und die Veranstalter muss man auch noch überzeugen - man kann sich da üblicherweise nicht "einladen".

Was viele nicht wissen: Es gibt in Deutschland einige lokale TEDx Events, in vielen Großstädten, wie etwa in Stuttgart, aber auch kleineren Orten. Ein typisches Programm kann man mal hier ansehen:
Dabei findet dann z.B. auch eine Bürger-Initiative wie Occupy Villa Berg ein breites Publikum. Ein anderes Beispiel mit direkten Abrufzahlen: Ein Theaterprojekt für sozial benachteiligte Menschen. Der Vortrag selber hat den Redner kein Geld gekostet, jetzt hat er aber für sein Projekt ein Video mit 1.500 Zuschauern. Für eine kleine Lokalinitiative ist das schon eine Traum-Reichweite, und auch noch über den Kreis der eigenen Supporter hinaus.

Neben TED gibt es ähnliche kommerziellen Vortragsreihen z.B. PekaKucha.org - Vorträge, deren Präsentationen auf 20 Slides zu je 20 Sekunden begrenzt sind und online abrufbar. Auch in Köln und Berlin, allerdings nicht als Video, ähnlich ist auch bei Ignite, die z.B. in Berlin stattfinden, und sogar nur 15x20 Sekunden erlauben, dafür besser über Video verbreitet werden.

Fazit: Konferenzen dieser Art sind ein interdisziplinäres Happening, dass für eine NonProfit Organisation sehr gut geeignet sein kann, um zu hochwertigem Videomaterial PLUS gleich auch einer Seeding-Plattform zu kommen. Wenn man denn etwas Neues und Inspirierendes zu sagen hat!

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Am Mittwoch poste ich noch einen TEDx Vortrag über Hater & Bullying im Netz und in Kommentaren - etwas, das jede NGO mit Facebook-Seite sicher kennt und irgendwie damit umgehen muss.

Montag, 5. Januar 2015

Soll ich Hitler lieben?


Video der Woche

"Es musste einfach raus!"
Mit den Worten kommentiert Linda Blüml aus Berlin/Potsdam den Antrieb, neben ihren Skulpturen und Gemälden auch poetische Awareness-Filmchen wie diesen zu machen. Ganz aus eigenem Antrieb, und als Eigenkreation - sie hat sogar die Musik selber eingespielt. Es ist ein poetischer und ästhetischer Nachklang zum vergangenen Weihnachtsfest - und ideal, um NonProfit-Worker im neuen Jahr an ihre eigenen Grundlagen zu erinnern.



Youtube Direktlink

Der Film entbehrt nicht einem satirischen Unterton, das macht ihn so unterhaltsam - er ist teils autobiografisch. Mit FSK ist die "Freiwilligen Selbstkontrolle" gemeint - bekannt aus der Filmbranche, denn der Film handelt von den Grenzen der Liebe.

Wie weit geht das Mitgefühl? Soll man auch Hitler lieben? Es sind nicht meine Schweine oder Hühner! Wo ist auch mal Schluss? - ich glaube, jeder, der im Bereich Gemeinwohl und Gute Taten unterwegs ist, stellt sich diese Fragen offen oder versteckt den lieben langen Tag. Und wie wir hat Linda Blümel zugegeben: "Eine Antwort hab ich nicht..." - aber wer hat die schon?

Der Film war nicht als NonProfit-Kampagne gedacht, es ist Ausdruck einer Künstlerin, wie ihre anderen Bilder und Skulpturen auch. Als solcher hat er aber ein Niveau erreicht, dass ich ihn mal als Auftakt zu einer zweiten professionellen Karriere sehen möchte. Wenn ich dabei helfen kann...es wäre mir eine Freude. Ihr könnt das auch, indem ihr das weiterverbreitet (Gesichtbuch, Zwitscherer oder Elektropost?). Vielleicht sehen wir dieses Jahr dann noch mehr Knetmännchen....

(und... ähm...Knetweibchen?)