Montag, 27. Juli 2015

Langweiligstes Video aller Zeiten - laut Cannes-Lions 2015


Video der Woche


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Nein, Cannes Lions haben keine Anti-Auszeichnung eingeführt - a lá Darwin-PreisUnwort des Jahres oder Goldenes Brett (welches 2014 Jochen Kopp verliehen wurde...zu Recht! aber ich schweife ab)

Nein, in Cannes gab es Bronze! Der Spot der spanischen Obdachlosenorganisation Arrels Fundació ist alles andere als langweilig, und die kleine hochtalentierte 20-Mann Agentur dahinter, The  Cyranos / MacCann sind wohl das beste, was Spanien und Lateinamerika zu bieten haben.

Lektion heute: Überschriften


Wir lieben Superlative. Wer will nicht die Schönste Frau der Welt sehen, das schnellste Tier, den reichsten Menschen usw. - und das gilt auch umgekehrt. Welches war der höchste Promillewert, der je bei einer Verkehrskontrolle gemessen wurde? (googelt es und schreibts mir) Welcher Fisch ist der hässlichste der Welt? 

Gute Überschriften spielen mit unseren innersten Emotionen und Vorlieben. Sie sind Quotenbringer No2 direkt nach dem Vorschaubild .  Ich verwende manchmal mehr Zeit auf eine gute Überschrift als auf den Rest des Artikels. Lest mal den Titel auf Seite 1 einer beliebigen Bild-Zeitung...nur zu Übungszwecken natürlich. Wichtig ist halt immer, dass die Überschrift Lust auf den Inhalt macht. 

Wie komme ich an eine gute Überschrift? Eine Zauberformel gibt es auch hier nicht. Aber wenn es schon Dich selber nicht vom Hocker reißt, wie soll das erst bei anderen sein? Hier ein paar Anregungen:
  1. Sei charmant! Die Überschrift ist wie der erste Satz beim ersten Date - der muss einfach sitzen! - es muss Lust auf mehr machen. Aber bitte kein "Du wirst nicht glauben, was ich heute sah!" Das ist billige Bauernfängerei frei nach BuzzFeed und Co - es ist abgelutscht.
  2. Spiele mit den Worten. Das ist rätselhaft, und wenn dann später der Groschen fällt (so wie hier), dann ist niemand böse, denn ein Wortspiel ist wie ein guter Witz.
  3. Denk an die Zielgruppe und ihre Vorlieben oder Interessen. Ihr z.B. interessiert Euch für Online-Videocampaigning. Gerade für Euch ist ein Worst-Case-Video doch sicher spannend. Umso besser, dass es gar kein Worst-Case Video war. Die Überschrift half also, später eine positive Überraschung vorzubereiten - eine regelrechte dramaturgische Wende. Huiii.
  4. Schlagworte sind immer hilfreich: Aktuelle Diskussionen sind doch voll davon, sucht Euch was raus. z.B. "50 mal teuerer als der Grexit" ...jaaa, jetzt seid Ihr neugierig, was das wohl sein kann? Aber nö, sag ich nicht. Vielleicht nächste Woche.
  5. Und wie immer: "KURZ IST WURZ"...oder so ähnlich.

Montag, 20. Juli 2015

Mütter wissen nicht alles besser!


Video der Woche

...zumindest wenn man die Nanny fragt:

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Ein kontroverser Spot.
Das war auch beabsichtigt, meint Noorashikin Abdul Rahman, Chef der NonProfit Arbeiterrechte-NGO "TWC2" aus Singapur (Quelle- einem Land, in dem Nannys erst seit zwei Jahren überhaupt ein gesetzliches Recht auf Urlaub haben.
Vorher war also 7/7 und meist auch 24/24 die Regel...Ja, da darf man ruhig mal eine gesellschaftliche Debatte lostreten, meinten zumindest die Macher von Ogilvy & Mather Asia - und haben dieses Real-Life-Experiment in virale Formen gegossen.

Mir geht es aber um den Split-Screen als Mittel der Erzählung. Immerhin ist das hier ein Videoblog für CampaignerInnen!

Zwei Bilder in einem, das ist nicht nur 70er Jahr Stil, so berühmte Filme wie KillBill nutzen es immer noch - man kann zwei Perspektiven gegeneinander setzen, Alternativen erzählen, Aktion & Reaktion zusammenfassen und was weiß ich noch alles. Spart auch Zeit.
Es gehört in das kreative Storytelling-Repertoire aller Kampagnen-Videomacher, und daher hier gleich noch ein schönes Beispiel, diesmal aus Kanada:

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Montag, 13. Juli 2015

Die Geisterstimme im Kopf


Video der Woche

Quizzfrage: Aus welchem Land kommt dieser Kampagnen-Spot?

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Antwort: Ist ziemlich egal - Rassismus gibt es überall. Leider. Auch in Australien.
Eigentlich geht es Beyondblue - der Charity NGO hinter diesem Spot - gar nicht primär um Rassismus. Nein, sie betreuen Menschen mit Depressionen! Auch z.B. Leute mit Burn Out - Syndrom. Und sie haben derart viele Kunden, die aufgrund von Rassismus depressiv werden, dass sie das Antirassismus-Arbeit zu einer der Hauptkampagnen  #StopThinkRespekt gemacht haben, neben anderen. Ach...na sieh einer an. Wer hätte gedacht, dass Rassismus zu Angststörungen führt...?


Die Videos sind für Educational Events gedacht - z.B. eine Roadshow mit Bus und Tablet-PCs - bei der umfangreiches weiteres Videomaterial zum Einsatz kommt:

Ähnlich dem Schulmobbing-Video aus "Kein Teufel nötig" wurden hier die Schauspieler noch mal zu einer Reihe weiterführender Videos herangezogen, in denen sie Interviews geben, denn sie SIND selber tatsächlich Betroffene.



Diese Materialsammlung aus TV-Spot und dazu passendem Einzel-Videomaterial ist für Kampagnen mit stark erzieherischem Aspekt hervorragend.

Nicht nur deshalb ist es Video der Woche geworden. Es gibt noch folgenden Grund, der mir persönlich wichtig ist:

RASSISMUS IST KEIN SÄCHSISCHES ODER DEUTSCHES PROBLEM!!!

Hier mal ein Kommentar eines Australischen Tolls zu einem der Interviews:


Ist mir fast wörtlich auf deutschen Facebookseiten zum selben Thema so begegnet - tausche "Aboriginal" mit "im Ghetto sozialisierten Fremden", und es könnte Freital sein, tausche es mit "Kongolese bzw. Mosambikaner" und es könnte Südafrika sein, tausche es mit "Blacks" und es könnte...naja, Ihr wisst schon.
Rassismus ist überall,...und sogar ganz heimlich - wie ein Geist - in unseren Köpfen. Oder nicht? Wer ist schon ganz frei davon?


Montag, 6. Juli 2015

Grüne Bienen


Video der Woche

Animationen vom Feinsten! Dazu eine klasse Story. Und sie können über sich selber lachen. Die Macher von Grüne Bienen, auf Englisch "GreenBees"....Na?..Na?....fällt der Groschen?

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Ok, hinter dem Greenpeace Kampagnenvideo aus 2014 steht KEINE der großen Agenturen, sondern "Savage", eher eine Talent-Agency, was nichts anderes ist als ein Vermittler. Beheimatet in Prag, mit US-Depandancen. Sie bieten erprobte Talente, Directors, Filmemacher usw an, etwa hier den Animateur Daniel Bird, aus Prag. Der Vorteil? Kostet weniger als die Full-Service-Agenturen!
Das ist die kostengünstigste "Man in the middle"-Variante, nur Direktkontakte sind noch besser.
Komplettanbieter halten halt immer ganz schön die Hand auf.

Warum ich es zum Video der Woche gemacht habe?
Wegen dieser Lerneffekte:

  1. Großartige Animationen müssen nicht teuer sein, wenn man den direkten Weg geht.
  2. Der beste Humor ist der, bei dem man sich selber nicht so ernst nimmt. - siehe "sexy & nonprofit?"

Greenpeace hat etwa zeitgleich auch ein Video von BBDO produzieren lassen, einem der weltweiten Agentur-Platzhirschen. Ebenfalls eine gute Animation. Schlau gemacht. Aber ohne Humor - bzw. nur eine Prise Sarkasmus. Der Spot war sicherlich teurer - hat jedoch gleiche Abrufzahlen erhalten:


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Welches ist besser? Roboterbienen auf Kinderärmchen oder die Mini-Aktivisten im Gemüseladen? Nun, die Views sind gleich, d.h. sie kommen vor allem über die gleichen Greenpeace-Kanäle, Facebook und so. Aber die Likes/Dislikes....die zeigen ganz klar den Favoriten:
BBDOs Roboterbienen haben erbärmliche 2:1 Bewertungen zu halten. - Daniel Bird's humorvolle Variante kam über 50:1 - die magische Schwelle. DAS ist der beliebtere Spot, ganz klar.

Selbst-Ironie ist einfach ein Symphatieträger. Hab das Video auch grad geliked.