Montag, 27. Oktober 2014

Pädophilen-Jagd in 3D



Video der Woche

NonProfit Videos sind nicht nur für Campaigning da - NGOs können damit auch ihren Job machen - diese NGO aus Amsterdam verwendet dazu absolut hochwertige, State-of-the-Art 3D Animation, das ist schon ein Grenzbereich. Grenzwertig auch das Thema. Sehenswert!

Youtube Direktlink

Der Spot erzählt alles Wichtige - da ich 'ne Woche Urlaub mache, heute mal weniger Input. Ich finde, der Film reicht. 

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Video als Social Media Tool 5/5



5. Die Zukunft


Go Mobile / Web 3.0:



Die Zukunft ist MOBIL, Freunde, zieht Euch warm an! Und kauft ein Smartphone....schließlich solltet Ihr da sein, wo auch Eure Zielgruppe ist. 

2013 gingen fast doppelt so viele Menschen mit mobilen Endgeräten (Smartphone, Tablets etc) online wie in 2012 - Facbook etwa meldete 13 Millionen Zugriffe über Mobilgeräte (Winfuture News)
Diese Tendenz wird sich fortsetzen, Smartphones und Tablets werden bald Standgeräte als Abspielplattform für Videocontent ablösen. Dies verlangt sowohl eine technische wie dramaturgische Anpassung, denn Clips müssen noch stärker konzentriert und komprimiert sein. Die Einbindung und Verlinkung muss wiederum auf kompatibel für alle Endgeräte erfolgen. Das responsive Design, also die automatisierte Anpassung an die Größe der Endgeräte, wird für alle Webinhalte Pflicht - auch für Video. YouTube Videos skalieren schon automatisch, viele NPO-Webseiten, auf denen die Videos eingebettet sind, aber leider noch nicht.

Live-Bewegtbildkommunikation


Live-Video-Kommunikation wird noch deutlich zunehmen. Das betrifft besonders die 1:1-Kommunikation (Skype, Google Hangout), aber durchaus auch die Live-Event-Übertragung. Da immer mehr Menschen mobile Endgeräte nutzen, können sie auch feste Event-Termine einhalten. Der Reiz, als Erster dabeizusein, ist nicht zu unterschätzen. Dazu kommt, dass YouTube inzwischen Live-Streamings anbietet, aber auch bei Video-Firmen dieses Feature in Event-Paketen immer günstiger zu haben ist. In einigen Bereichen hat sich das Live-Streaming als Format bereits etabliert. So übertragen die New Yorker Symphoniker oder die Metropolitan Opera Aufführungen live in alle Welt. In Deutschland wird Liveübertragung vor allem im E-Learning-Bereich verwendet, etwa für Webinare. 

Interaktivität im Medium Video


Die Interaktion mit Medien wird immer bedeutsamer – so auch mit dem Medium Video. Misereor zeigt in einem wunderbaren Offline-Beispiel, wie das gehen kann: Ein Videoplakat, das mit Kreditkarten “bedient” wird.


Youtube Direktlink 



Auch Online-Video gestattet durch neue Techniken immer mehr interaktive Elemente, die weit über den simplen Link-Button hinausgeht. Diese Möglichkeiten sind noch bei weitem nicht ausgereizt und NPO müssen hier noch deutlich aufholen. Beispiele sind die Kampagne „Spende ein Essen“ der Düsseldorfer Kindertafel.

Die Verbindung von offline und online sowie mehrerer Medien wird von Augmented Reality angewendet, der erweiterten Realität. Ein gutes Beispiel dafür ist der Frauennotruf in München:


Youtube Direktlink 

Montag, 20. Oktober 2014

Autismus gratis im Japan-TV


Video der Woche

Ein Japanischer Spot zu Autismus - von 2002, der bis heute von Fans immer wieder neu auf Youtube hochgeladen wird, so gut ist er: "Der Wal"

Youtube Direktlink

Toller Spot, klassisch mit japanischer Ästhetik und dramaturgisch perfekt. Asiatische Commercials haben sowieso eine sehr hohe Qualität beim Storytelling. Aber darum geht's heute gar nicht.

Der Ad Council Japan


Der Spot lief im Rahmen des Ad Councils Japan. Dessen selbstgewählte Aufgabe ist es, kostenlose Sendeminuten von TV- und Radio-Stationen für NonProfit Clips zu sammeln und reihum diversen NGOs zur Verfügung zu stellen. Welche Spots dran sind, wird auf Basis von Volksbefragungen nach Themen ausgewählt. 2010 kamen der ACJ auf Sendezeiten im Wert von ca. 2 Mrd. Euro (about ACJ). Damit ist er Werbevertrieb Nr 1 im Lande der Kirschblüte.
Klingt doch nach einem interessanten Modell, oder? Inzwischen sponsorn fast alle nationalen Broadcaster sowie viele der großen Agenturen den Ad Council, die selber nicht oder selten produzieren. Vorbild des AC Japan ist der ältere AC in den USA - selbes Modell, aber sehr viel enger an die US-Regierung angebunden, viel konservativer und umstrittener, wurde im II: Weltkrieg gegründet und gilt als seichter Propaganda-Arm des Präsidenten. Der AC in Japan ist da schon etwas unabhängiger, wenn auch ebenso recht konservativ.

Vergleichen wir kurz mit Deutschland. Ich kenne lediglich Aktion Mensch, die auf dem ZDF ein eigenes Magazin hat - aber sie wurde ja auch von einem ZDF Journalisten nach dem Conterganskandal gegründet, ist sozusagen eine ZDF-NPO...und dann gibt's da noch die Kirchen, die sogar im Staatsvertrag festgeschriebene Rechte auf freie Sendezeiten haben, neben den Parteien - ziemlich großzügig sogar. Ansonsten wird hier nach Gusto verteilt - d.h. also...kaum.

Vielleicht hat ja ein reicher deutscher Brauereibesitzer Lust, mit so einer Werbe-Verteil-NPO sein Gewissen zu erleichtern? Und gründet den AC Deutschland? In Japan war das der Ursprung des Councils (die Brauerei heißt Suntory). Ist doch eigenartig, es lief dort m.W. noch nie ein Akohol-Awareness-Spot... liegt aber vielleicht auch an der Omnipräsenz und -akzeptanz von Alkohol in der japanischen Gesellschaft...naja.
Dennoch - ich find die Idee theoretisch erst mal gut,..nur ohne einem gewichtigen Anschub-Finanzierer...bleibt es sicher nur ferne Theorie.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Video als Social Media Tool 4/5


4. Storytelling & Dramaturgie


(weiter unten kommt ein Video, versprochen!)
Der beste Witz kann immer noch von einem schlechten Erzähler verdorben werden. So ist Storytelling - oder Dramaturgie - für Social Media eben das Handwerk, mit dem wir unsere gute Idee in die richtige unterhaltsame und teilenswerte Form bringen. Fängt schon bei der Frage an, WAS passiert WANN im Video?

Timing 


Onlinevideos müssen das Nose-Body-Tail Zuschauerverhalten im Blick haben - Im Kino laufen die Leute nicht gleich raus, wenn eine Szene mal ein bisschen langweilig ist. Online schon!

(img by wistia)

Sek 1-10: Hier gibt es einen großen Absprung, dem kann mit einem Eyecatcher / Incentive entgegengewirkt werden.

Mittelteil: Hier muss das Versprechen eingelöst werden, der wertvolle / informative Teil soll den Zuschauer in keiner Sekunde langweilen.

Ende: Sobald ein “End”-Signal kommt (Logo, Musikwechsel bzw. -Ende) steigen viele Zuschauer aus. Unser Highlight, die überraschende Wendung, der Call2Action, oder was immer wir mit dem Video vermitteln wollen, muss vorher passiert sein.


Dramaturgie eines Flirts 


Die Dramaturgie eines gelungenen Videos ist wie ein gelungener Flirt:

Flirt
Was passiert
Im Video
Eyecatcher
Erstes Interesse wecken, erster Eindruck: z.B. Kleidung, Blickkontakt, Parfüm,
Oft: Kontakt durch Dritte
Vorschaubild
Titel
Weiterleitung durch einen Bekannten (=Vorstellung)
Versprechen
Ich kenn da einen genialen Witz, falls Du ihn hören willst...
Sek 1-10 - Neuigierde wecken, ein Rätsel, eine Frage, eine Kurzinfo, was folgt usw.
Begeistern
Hier der Witz.
Body (Sek 11-60): Die Story, der Witz, die wichtige Info, der Bedarf usw.
Vertrauen aufbauen
Wir haben denselben Humor, ist das nicht klasse? Ich kenn noch mehr Geschichten,….
Gemeinsam tun wir dies oder jenes, oder: Das geb ich Dir, das gibst Du mir.
See you again
Telefonnummer
Klick auf den Weiterleitungslink zu unserer Kampagnenseite

Zu Beginn wird die Aufmerksamkeit gesucht, dann ein Versprechen gegeben - und dieses muss man unbedingt auf jeden Fall einhalten, am besten noch übertreffen. Danach haben wir ein wenig Vertrauen gewonnen - und das investieren wir in unser Ziel, unser Anliegen unsere Bitte UND in die Weiterleitung, die das hoffentlich auslösen wird.
(OK HIER ENDLICH EIN VIDEO)

Youtube Direktlink   Ja, es geht irgendwie auch um einen Flirt - ein toller NGO-Spot


Dramaturgie und Spannung


Filme erzählen Geschichten und die Kunst des Geschichtenerzählens ist Dramaturgie. Die beiden Basiselemente jeder Dramaturgie sind Steigerung und die überraschende Wendung. 
Aber Achtung - das Handwerk ersetzt nicht Kreativität! Die gute Idee entsteht nicht, indem man die Prinzipien guten Storytellings anwendet. Aber wendet man sie nicht an, kann man auch die allerbeste Idee gründlich ruinieren. 

Steigerung: Das kennen wir alle aus Krimis oder Actionfilmen: Der Showdown ist unvermeidlich in den letzten 15 Minuten und alle Fäden des Filmes führen letztendlich dorthin - wenn der Dramaturg sein Handwerk versteht. Ein gutes Beispiel für eine Steigerung erläutere ich in "Kinder sehen Euch"

Die überraschende Wendung: Das einfachste Beispiel für eine überraschende Wendung ist die Pointe in einem Witz. Mit der Überraschung wird die bisher aufgebaute Spannung schlagartig abgebaut. Man kann das vergleichen mit einem Bogen, der einen Pfeil abfeuert. Dieser Moment wird als sehr befreiend empfunden, darum lässt uns ein Witz auch lachen, genauso, wie wenn wir nach einer Prüfung gesagt bekommen, dass wir bestanden haben. Zudem birgt die Überraschung bei guter Dramaturgie oft auch eine Moral oder Aussage. Jede Fabel ist so aufgebaut. Ein gutes Beispiel dazu seht Ihr in meinem Beitrag "Sch*** auf die Armen!"

Show, don't tell:  Ein wirklich guter Film wird immer noch verständlich bleiben, selbst wenn man den Ton abdreht. So ist die Basis aller Geschichten nicht das gesprochene Wort, sondern die Handlung. Das ist in der NPO-Welt ein oft vernachlässigtes Prinzip guter Dramaturgie. Dahinter steht das Missverständnis, Film wäre ein Informationsmedium. Doch dem ist nicht so! Film ist zuerst einmal ein Unterhaltungsmedium. Vergisst man dies und filmt nur die “talking heads”, wird ein Film schnell so unterhaltsam wie das Telefonbuch.

(Sagt mal, wollen wir uns nicht jeden Montag zum Video-der-Woche hier verabreden? Gib einfach Deine Mail oben rechts ein...nächsten Montag geht's um einen Japanischen NGO Spot über Autismus...Na?)

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Mit Sumopaint 10.000 Zuschauer

(Nerdhead thanks to karakorea.files.wordpress.com)

Danke an alle Leserinnen und Weiterleiter: Dank Euch haben wir gerade die 10K Grenze auf diesem Blog geknackt. Für einen "special interest" Blog doch ganz ordentlich. 

Sumopaint


Und als Dankeschön eine kleine Perle aus meiner Sammlung der besten Online-Helferlein: Das Bild oben habe ich in EINER MINUTE auf Sumopaint.com zusammengefügt. Sumopaint ist eine Online-Software, eine Webware und ist kostenlos. Sagen wir mal "Photoshop für Dummies online". Das trifft es gut. Oft braucht man einfach mal schnell Schrift über ein Bild oder irgendwas ausgeschnitten. Das geht extrem schnell direkt im Browser mit sochen Web-Ware-Tools. Schaut es Euch an, wer Bildbearbeitungsprogramme kennt, die ja alle inzwischen ähnlich aussehen (egal ob Correl, Paint, PaintNet oder Photoshop) - hier ist die Onlinevariante dazu:


Ich werde demnächst regelmäßig kleine wirklich extrem hilfreiche und KOSTENLOSE Online- oder Offline Tools hier posten. Ihr könnt sie jederzeit gesammelt unter der Reihe "Software" (rechts im Kasten) aufrufen. Online Videos schneiden, online Untertitel übersetzen, rechtefreie Musik finden  usw...


Dienstag, 14. Oktober 2014

Webvideo Revolution ist da!

Ein lesenswerter Beitrag aus dem Upload Magazin - wer mal Wissen will, wie der Stand der Youtube Revolution jenseits der NonProfit Welt in Deutschland ist. SEHR WEIT FORTGESCHRITTEN!!!


YouTube als Kanal für Katzen und Kuriositäten? So scheint es die „heute“-Sendung mit ihren YouTube-Abbindern zu sehen. Doch das Bild ist grundfalsch: Auch hierzulande entwickelt sich YouTube zu dem dominanten Bewegtbild- und Entertainment-Kanal, der er in den USA schon seit einigen Jahren ist. Und immer mehr junge Talente nutzen die Chance, unabhängig von Sendern, Produktionsfirmen und Fernseh-Redakteuren ihr eigenes Ding durchzuziehen. Oder doch nicht? Ein Ausflug in ein Parallel-Universum...

Montag, 13. Oktober 2014

Alko...lol.


Video der Woche

LOL - diese Schweizer Alkoholkampagne! Günstiger kann man TV-Spots kaum produzieren, kein Schnickschnack. Trotzdem sooo witzig:

Youtube Direktlink

Nach dem Workshop "Videos kostenlos erstellen" letzte Woche beim Fundraisingtag in Potsdam wollte ich mal ein möglichst günstiges Beispiel posten. Es handelt sich um eine ganze Reihe von Spots der Dialogwoche Alkohol 2013 in der Schweiz - hier der Youtube-Kanal, dort sind alle Videos immer auch auf Französisch und Italienisch (Schweiz eben), daher wurde auf gesprochenen Text verzichtet - das macht es schon mal viel einfacher. Hier zwei weitere Clips zum Schmunzeln:



Die Produktionskosten dieser Spots halte ich für die geringsmöglichen, mit denen man noch TV-Niveau gewährleisten kann: Vermutlich Dreh mit DSLR-Kamera in HD und lediglich einem kleinen Licht, kein aufwendiger Ton (evtl. nur Kamera-Mikro). Ich schätze die Produktionskosten aller Spots im mittleren vierstelligen Bereich (€), Schauspielergagen dürften ebenfalls sehr gering gewesen sein. Welche Schaltkosten für TV-Werbezeiten gezahlt werden, weiß ich nicht, aber bei der Kürze der Spots sicher nicht allzuviel. Die drei Sprachen benötigen lediglich drei verschiedenen Texttafeln am Ende ...und sie funktionieren prächtig, denn: Nothing beats a good story.

Was mir an der gesamten Kampagne besonders gefällt, ist der partizipative Ansatz. Der Staat initierte und unterstützte mit gemeinschaftlichen Plakaten, TV- und Radiospots und einem Unterstützungs-Fonds für kleinere Akteure.  Und alle machen mit: Die enorme Teilnehmerliste der Partner-Organisation bei der Dialogwoche liest sich wie das Who's Who aller Schweizer NGOs und öffentlichen Sozial-Institutionen. Die Videos wurden in vielen Institutionen kostenlos ausgestrahlt - so u.a. auch in einigen Schweizer Postbussen, landesweit gab es Straßenaktionen.

(Bilder von Kanton Winterthur & Kantons-Polizei Wallis)

Pluspunkt Nr 2: Die Kampagne findet regelmäßig statt! Alle zwei Jahre. Wir in Deutschland sind ja eher so Eintagsfliegen gewohnt. Aber die Dialogwoche ist in der Schweiz schon eine Marke geworden für gesellschaftlichen Dialog. Darauf dann aufzubauen macht doch total Sinn. Bei uns kommen mir manche Alkohol-Kampagnen dagegen oft wie ein Strohfeuer vor.

Und schließlich richtet die Kampagne sich mal nicht nur an die bösen Jugendlichen. Oder behandelt lediglich heiße Eisen, etwa Komasaufen, wie bei deutschen Kampagnen a la "Kenn Dein Limit!" Nein, die Schweizer haben begriffen, dass Alkohol ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Außerdem tritt der Staat nicht als Richter auf - sondern die Gesellschaft muss anfangen, offen darüber zu reden. Wer tut das schon? Alkohol betrifft alle. Auch bei uns. (siehe Blogbeitrag "Monster": über 14.000 Alkoholtote in D jährlich!) Wir reden lieber über Canabis, ISIS oder Ebola - Hallo?

Liebe Schweizer: Tolles Konzept, tolle Clips. Chappeau!

*************
PS.: eine kleine politsche Anekdote von 2011:
Eine Vertreterin der Schweizer Volkspartei (SV, stärkste Partei im Parlament, volkspopulistisch und ganz schön rechts) fragte allen Ernstes im Schweizer Parlament zur damaligen Dialogwoche Alkohol, warum "in diesen Informationskampagnen der Behörden in konstanter Praxis nur die negativen Effekte und die Kosten eines bestimmten Verhaltens, nie aber ein allfälliger Nutzen ausgewiesen wird, zum Beispiel der soziale Nutzen aus dem Feierabendbier am Stammtisch? Wäre es nicht Aufgabe eines jeden Bundesamtes, die Bevölkerung objektiv und umfassend statt nur gezielt einseitig zu informieren?" (Quelle)

Aber gute Frau Lobbyistin, darum kümmert sich die Wirtschaft mit ihrer massiven Werbung doch schon lange. Und erfolgreich. Die machen das prima!

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Video als Social Media Tool 3/5

3. Von der Planung zur Verbreitung



Videos sind immer Teil einer Kampagne, der allgemeinen Selbst-Darstellung oder der direkten Kommunikation mit der jeweiligen Zielgruppe. Es macht absolut keinen Sinn “einmal ein Video zu machen” - ein immer noch oft zu hörender Satz, wenn NPOs in das Thema Online-Video einsteigen. Dies ist ein veralteter Ansatz aus der Zeit, als jeder mittelständische Handwerksbetrieb noch seinen Imagefilm hatte. Heute muss ein Video eine fest umrissene Aufgabe innerhalb einer Strategie erfüllen. Daher macht ein einzelnes Video für NPOs selten Sinn. Die Kommunikation über Video muss fortlaufend weitergehen, aktualisiert werden – gerade im Umfeld von Social Media. Natürlich gibt es auch Einzelfilme, die über viele Jahre sehr präsent sind:

Yann Arthus Bertrands HOME, eine Non-Profit-Dokumentation über unseren Planeten:


Dennoch wurde er flankiert von vielen zusätzlichen strategischen Clips, die wiederum nach Sprachen / Ländern in jeweils eigenen Youtube-Kanälen publiziert wurden, etwa für Deutschland hier:



Von hinten her fragen: 


Vor jedem Video-Projekt sollte sich die NPO zunächst folgende Fragen stellen:

  • Welche unserer Kommunikationsziele wollen wir hier erreichen?
  • Welche Zielgruppe wollen wir ansprechen?
  • Wie wird das Video verbreitet werden?

Gerade der letzte Punkt wird von NPO oft vernachlässigt, dabei ist es der alles entscheidende. Das Märchen der viralen Verbreitung ist eben nur das: ein Märchen, statistisch so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn.

Es gibt kein Standard-Rezept, jedoch hier mal beispielhaft der Ablauf bei einer typischen, kleineren NPO-Videoproduktion im Rahmen einer nationalen Social-Media-Kampagne - wie ich ihn sinnvoll sehen würde: 

1. Planung

Eine Jahreskampagne wird geplant, und von Anfang an sitzt der Bewegtbild-Beauftragte - intern oder extern - mit am Tisch. Kommunikationsziel und Zielgruppe sind schnell festgelegt-. So soll etwa eine Awareness-Kampagne zum Thema Wasser bis zum Welt-Wasser-Gipfel durchgeführt werden mit dem Ziel, junge Mitarbeiter in der ehrenamtlichen Arbeit zu gewinnen. Die Kampagne setzt dafür auf lustige und kreative Aktionen der einzelnen, bereits bestehenden Jugendgruppen in diversen Städten, die hier mit eigenen Vorschlägen durchaus auch in Wettbewerb treten. Aktive sollen Freunde zu den Aktionen einladen, womit ein Teil der Verbreitung der Kampagne bereits bedient wird: Die freiwillig Engagierten und ihre Freunde übernehmen das “Seeding”,  die Erstverbreitung. 

2) Gemeinsame Strategie von High-Quality- und Amateurvideo: 

Die Videokommunikation wird in zwei Bereiche aufgeteilt: für die Breite und für die Basis. Ein einzelner Kampagnenspot wird höher budgetiert und extern an Profis vergeben. Intern werden Aktionen geplant, die von eigenen Mitarbeitern dokumentiert werden. Der Kampagnenspot hat eine allgemeinere Reichweite und wird besonders unterhaltsam gestaltet. Er soll sowohl die Pressearbeit unterstützen und für die Verbreitung der Kampagne in Print/Radio/TV oder auch auf Blogs sorgen, als auch die einzelnen Jugendgruppen vor Ort begeistern - also Zugpferd und Banner sein. 

Die Clips der einzelnen Gruppen hingegen werden in Eigenregie produziert. Der gemeinsame YouTube-Kanal ist die Zentrale, auf der alle Clips hochgeladen und von hier massiv auf Social Media verbreitet werden. Der Hauptclip leitet per „Call to action“-Button zur Kampagnen-Webseite und natürlich auch zum YouTube-Kanal.

3) Produktion Stück für Stück:

Der Kampagnenspot wird als erster produziert, die Amateurclips nach und nach. So kommt es zu einer kontinuierlichen Content-Produktion, die Facebook-Seite hat immer wieder aktuelle neue Clips und bleibt durchgängig interessant. Die Kernzielgruppe um ehrenamtlich Aktive und ihre Freunde bleibt so informiert und motiviert: “Was haben die anderen gemacht?”

4) Seeding und Verbreitung

(quelle: http://www.linknami.com)


Ein oft unterschätzter Teil einer Filmkampagne ist das Seeding. Das bedeutet, dass ein Film aktiv verbreitet wird, um wahrgenommen zu werden und damit seine Wirkung entfalten zu können - man spricht auch von Content Marketing. Unbedingt erforderlich ist dafür, dass bereits in der Planungsphase des Filmsprojekts ein Budget und die Zielsetzung des Seedings festgesetzt wird. Gerade NPOs müssen noch lernen. dass das Seeding wichtiger Teil der Kampagnenstrategie ist. 

Je nach NPO, Ziel und Inhalt des Films kann das Seeding unterschiedlich aussehen. So kann eine klassische Pressekampagne initiiert werden, bei der diverse Meinungsmacher und Medienvertreter kontaktiert und redaktionelle Berichterstattung über das Projekt/den Film lanciert werden. Gut macht sich hier immer auch ein berühmter Name als Starthelfer, etwa ein TV-Star. Auch Werbemaßnahmen sind durchaus auch für NPO eine Option. 

Im oben angerissenen Beispiel der Wasserkampagne werden einerseits die im Wettbewerb stehenden Jugendgruppen aus eigenem Interesse für die Verbreitung innerhalb ihres Freundeskreises sorgen. Video-Kampagnen, die aus den Reihen der Supporter einer NPO starten, haben gute Chancen auf Erst-Verbreitung in deren sozialen Netzwerken. Andererseits sollte besonders der hochwertige Kampagnenspot für ein klassisches Content Marketing eben auch an Medienvertreter gesendet werden, und könnte darüber hinaus mit On- und Offline-Werbemaßnahmen aktiv beworben werden. So ist es für kommerzielle Online-Videos heute bereits Standard.

5) Abschluss


Die Kampagne endet mit einem großen Event , etwa zum Weltwassertag. Hier wird neben dem Kampagnenspot auch der meistgesehene Jugendgruppenfilm gezeigt und bekommt ein Videostatement des Promis vor Ort - als Ehrung. Ein Video-Livestream ermöglicht allen Interessierten die Teilnahme am Event. Der Stream ist selbstverständlich auf den Social-Media-Kanälen so gut wie möglich eingebunden. Youtube bietet Livestreaming schon kostenlos, es ist allerdings mit Youtube-Branding versehen und verlangt einiges technisches Geschick.   

Auf den Social-Media-Kanälen streut das Event schon jetzt Informationen über die Kampagne im kommenden Jahr, zu der noch Helfer gesucht werden. Einige der neu gewonnenen Mitarbeiter werden gezielt angesprochen – und der Kreis schließt sich.

Montag, 6. Oktober 2014

Tabak nervt!


Video der Woche

Schon mal auf einem Bahnsteig vollgequalmt worden? Passiert uns regelmäßig. Meine Frau wollte schon eine Wassers-Spritzpistole kaufen, so sauer war sie letztes Mal. Trotz Rauchverbot paffen sie fröhlich vor sich hin.  Interessiert sie denn die Gesundheit ihrer Mitmenschen genauso wenig, wie ihre eigene?  Das haben sich die Macher dieser Thailändischen Stop-Smoking-Kampagne auch gefragt:


Youtube Direktlink

Ogilvy & Mater stehen hinter diesem viralen Hit, einer Kampagne für das Thailändische Gesundheitsministerium. Die Idee orientiert sich an den beiden wichtigesten Eigenschaften der Zielgruppen. 1. In Thailand wird die ältere Generation stark als Vorbild der jüngeren empfunden. 2. Raucher sind immun gegen Abschreckung von Außenstehenden, für sie gilt nur ihre eigene Überzeugung - dass sie nämlich die Sache im Griff haben.

Kampagnenziel: Die staatliche Telefonhotline für Aussteiger sollte unterstützt werden, und dies ist dann auch gelungen: 40% mehr Anrufen nach der Kampagne, Sehr hohe Social-Media & Medienpräsenz, der Clip erhielt zahlreiche Preise (Bronze Cannes Lions, Gold bei Spikes Asia 2014) und gilt als bester Anti-Smoking-Spot überhaupt, so tönte es von Bloggern landauf landab (z.B. hier) . Und das bei Produktionskonsten von grad mal 5.000 USD. Hier der Caser-Study Film der Agentur  über die Kampagne:

Youtube Direktlink

Die Kehrseite der Medaille: 


Es ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Ja, ein toller Spot, zielgruppenspezifisch, die Idee basiert auf der richtigen Psychologie, die auch Suchtberatungen verwenden. Man kann es kaum besser machen. Und für sooo wenig Geld, diese Agentur ist echt engagiert...

ABER....

Wovon lebt die Agentur denn sonst und warum macht sie das? Hmmmm...

Zum Geld: Einmal hat Ogilvy & Mater viele kommerzielle Kunden - darunter auch BAT, eine Tabakfirma, die insbesondere in Indonesien Geld macht, dem fünftgrößten Tabakmarkt der Welt. Äh, wie bitte? Ja, genau. Ogilvy & Mater hat eine lange Liaison mit der Tabakindustrie, die gruselig zu lesen ist (Tobacotactics vom UK Cancer Research Institute), wenn sie z.B. mit verdeckten Taktiken in den 80ern öffentliche Bedenken gegen Rauchen zu zerstreuen versuchten. Tabakfirmen sind bis heute ihre Kunden - und das sicher nicht für nur 5.000 USD. Die Agentur buttert ihre Brote offenbar von beiden Seiten.

Zur Motivation: Ogilvy & Mater ist 2013 umsatzmäßig Nr 6 unter den Werbeagenturen und was ihr qualitatives und kreatives Ranking angeht, ist sie sogar Nr 4. laut Forbes 2012. Warum diese hohe Reputation? Tja - vor allem wegen der Preise z.B. bei den Cannes Lions!!! Die macht man nun nicht mit Tabakspots....Ahhhh - das erklärt doch einiges.

Ist ja auch nicht verboten, mehr oder weniger pro Bono zu arbeiten, wenn man dafür postives Ranking erhält. So sehen viele Sponsoring-Beziehungen zwischen NGOs und Wirtschaft heute ja aus, und an sich ist das ok, wenn die Compliance stimmt. Hier tut sie das sicher nicht!
Eine Brauerei kann ja wohl auch schlecht eine Entzugsklinik sponsorn, und der Tabakindustrie ist es in UK schlichtweg verboten, Sportvereine zu sponsorn. Mit gutem Grund.

Was senkt Tabak-Konsum wirklich?


Eine Kampagne bewirkt - leider - sehr wenig, so gut sie auch gemacht ist. Eine Schwalbe macht keinen Sommer. Anders als es der Case Study Film von O&M suggeriert, helfen gegen Rauchen vor allem die permanenten und abgestimmten Maßnahmen von staatlicher Seite, so eine Untersuchung der WHO von 2013 laut Apo in 41 Ländern. Zu diesen Maßnahmen gehören neben Hilfsangeboten wie dieser Hotline in Thailand auch:

  • Präventivmaßnahmen
  • Warnung vor den Gefahren des Tabakkonsums (für die Noch-Nicht-Raucher)
  • Verbote für Tabakwerbung, -promotion und -sponsoring, also, das, womit Ogilvy & Mater sonst so Geld verdienen, wenn sie nicht grade Greenwashing in Thailand betreiben.
  • Schutz der Bevölkerung vor Tabakrauch 
Trotz allem: Die Kampagne von O&M war gut, trotz dieser Ambivalenz, die eben auch im NonProfit Bereich immer wieder zu finden ist.
Ha, vielleicht pack ich die Wasserspritzpistole doch ein. Das wäre ja eine von der WHO legitimierte Maßnahme, oder? - Manchmal möchte man einfach nur schreien (so wie hier).
Damit Euch einen schönen Montag. 

 

(Plakate via Klonblog)




Sonntag, 5. Oktober 2014


Angeblich lieben alle Katzen-Bilder im Internet. Hier der Versuch einer Gegendarstellung. ;-)

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Video als Social Media Tool 2/5

2. Strategien für den Einsatz von Online-Videos


Kein Video passt für jede Zielgruppe, oder für jedes Kommunikationsziel. Das möchte ich anhand von zwei Beispielen erläutern. 

Beispiel 1: Die Deutsche Caritas 

Die Caritas arbeitet zu vielfältigen Aufgaben und nutzt zur Kommunikation ihrer unterschiedlichen Einsatzbereiche auch sehr unterschiedliche Videos. So gibt es Recruiting-Videos zum Teil in Serie für soziale Berufe wie die Altenpflege. Kampagnenvideos für die jeweilige Jahreskampagne, etwa „Globale Nachbarn“ 2014, für die ein aufwendiger TV-Kampagnenspot in Stop-Motion sowie gemeinsam mit Caritas international Clips in verschiedenen Ländern der Erde gedreht wurden. 
Einzelne Arbeitsbereiche erklärt die Caritas in “Erklärvideos”, etwa die “YoungCaritas in 60 Sekunden”.


Der YouTube-Kanal der Caritas ist gut sortiert, die Kampagnenfilme jeweils in einer Playliste ganz weit oben, die Facebook-Seite zeigt viele Videos aus dem Bereich der Young Caritas. Dort werden aber auch aktuelle TV-Beiträge geteilt, die ohne direkten Caritas-Bezug etwas zu den Themen der aktuellen Kampagne beitragen. 
Caritas ist eine breit aufgestellte Organisation und entsprechend breit ist ihr Video-Angebot - wobei besonders positiv auffällt, dass verschiedene Social Media- und Classic-Media Kanäle (TV) mit jeweils dem Videocontent bespielt werden, der auch zu der typischen Nutzergruppe dieser Medien passt. Eigentlich doch logisch, oder? Gut gemacht!

Beispiel 2: Awá Kampagne von Survival International

Ebenfalls sehr gelungen - aber mit ganz anderem Ansatz - ist die Einbindung mehrerer Videos in die “Awá-Kampagne” von Survival International, einer NPO aus Berlin und London. Die Webseite folgt den Interessen der Zielgruppe, indem sie sich an Vorbildern wie etwa Geo oder National Geographic orientiert. Auf einer einzigen Seite übernehmen mehrere Videos unterschiedlicher Art das Storytelling. Dramaturgisch wird ein Besuch mit Übernachtung vor Ort visuell abgebildet. Der Zuschauer wird zum Gast bei dem indigenen Stamm der Awá und erfährt dabei dessen Bedrohung sehr bewusst. Am Ende folgt der Call to Action. Mehr dazu in meinem Blogpost über die Awá Kampagne vom 4.Sept.2014





Die Awa-Kampagne hatte ein stark fokussiertes Ziel, war zeitlich begrenzt und sprach eine ganz bestimmte Zielgruppe an - ich nenne sie mal Exotic-Begeisterte - auf diese hin wurden die Videos ausgerichtet und vor allem auf die Webseite selber konzentriert, sie führten linear immer zum Call to action. Die Webseite wiederum war aufgebaut wie hochwertige Fotoreportagen - die vermutlich von der Zielgruppe auch gerne gelesen werden - und die Videos dienten hier vor allem dem Storytelling. Ebenfalls sehr gut eingesetzt also und ganz ohne eigenen Twitter- und Facebook-Kampagnenkanal. (es gibt eine allgemeine Facebookseite der NGO, mehr nicht). Auch das macht manchmal Sinn: Focus on your best channel, cause everywhere means nowhere.