Montag, 13. Oktober 2014

Alko...lol.


Video der Woche

LOL - diese Schweizer Alkoholkampagne! Günstiger kann man TV-Spots kaum produzieren, kein Schnickschnack. Trotzdem sooo witzig:

Youtube Direktlink

Nach dem Workshop "Videos kostenlos erstellen" letzte Woche beim Fundraisingtag in Potsdam wollte ich mal ein möglichst günstiges Beispiel posten. Es handelt sich um eine ganze Reihe von Spots der Dialogwoche Alkohol 2013 in der Schweiz - hier der Youtube-Kanal, dort sind alle Videos immer auch auf Französisch und Italienisch (Schweiz eben), daher wurde auf gesprochenen Text verzichtet - das macht es schon mal viel einfacher. Hier zwei weitere Clips zum Schmunzeln:



Die Produktionskosten dieser Spots halte ich für die geringsmöglichen, mit denen man noch TV-Niveau gewährleisten kann: Vermutlich Dreh mit DSLR-Kamera in HD und lediglich einem kleinen Licht, kein aufwendiger Ton (evtl. nur Kamera-Mikro). Ich schätze die Produktionskosten aller Spots im mittleren vierstelligen Bereich (€), Schauspielergagen dürften ebenfalls sehr gering gewesen sein. Welche Schaltkosten für TV-Werbezeiten gezahlt werden, weiß ich nicht, aber bei der Kürze der Spots sicher nicht allzuviel. Die drei Sprachen benötigen lediglich drei verschiedenen Texttafeln am Ende ...und sie funktionieren prächtig, denn: Nothing beats a good story.

Was mir an der gesamten Kampagne besonders gefällt, ist der partizipative Ansatz. Der Staat initierte und unterstützte mit gemeinschaftlichen Plakaten, TV- und Radiospots und einem Unterstützungs-Fonds für kleinere Akteure.  Und alle machen mit: Die enorme Teilnehmerliste der Partner-Organisation bei der Dialogwoche liest sich wie das Who's Who aller Schweizer NGOs und öffentlichen Sozial-Institutionen. Die Videos wurden in vielen Institutionen kostenlos ausgestrahlt - so u.a. auch in einigen Schweizer Postbussen, landesweit gab es Straßenaktionen.

(Bilder von Kanton Winterthur & Kantons-Polizei Wallis)

Pluspunkt Nr 2: Die Kampagne findet regelmäßig statt! Alle zwei Jahre. Wir in Deutschland sind ja eher so Eintagsfliegen gewohnt. Aber die Dialogwoche ist in der Schweiz schon eine Marke geworden für gesellschaftlichen Dialog. Darauf dann aufzubauen macht doch total Sinn. Bei uns kommen mir manche Alkohol-Kampagnen dagegen oft wie ein Strohfeuer vor.

Und schließlich richtet die Kampagne sich mal nicht nur an die bösen Jugendlichen. Oder behandelt lediglich heiße Eisen, etwa Komasaufen, wie bei deutschen Kampagnen a la "Kenn Dein Limit!" Nein, die Schweizer haben begriffen, dass Alkohol ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Außerdem tritt der Staat nicht als Richter auf - sondern die Gesellschaft muss anfangen, offen darüber zu reden. Wer tut das schon? Alkohol betrifft alle. Auch bei uns. (siehe Blogbeitrag "Monster": über 14.000 Alkoholtote in D jährlich!) Wir reden lieber über Canabis, ISIS oder Ebola - Hallo?

Liebe Schweizer: Tolles Konzept, tolle Clips. Chappeau!

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PS.: eine kleine politsche Anekdote von 2011:
Eine Vertreterin der Schweizer Volkspartei (SV, stärkste Partei im Parlament, volkspopulistisch und ganz schön rechts) fragte allen Ernstes im Schweizer Parlament zur damaligen Dialogwoche Alkohol, warum "in diesen Informationskampagnen der Behörden in konstanter Praxis nur die negativen Effekte und die Kosten eines bestimmten Verhaltens, nie aber ein allfälliger Nutzen ausgewiesen wird, zum Beispiel der soziale Nutzen aus dem Feierabendbier am Stammtisch? Wäre es nicht Aufgabe eines jeden Bundesamtes, die Bevölkerung objektiv und umfassend statt nur gezielt einseitig zu informieren?" (Quelle)

Aber gute Frau Lobbyistin, darum kümmert sich die Wirtschaft mit ihrer massiven Werbung doch schon lange. Und erfolgreich. Die machen das prima!

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