Sonntag, 6. September 2015

Wer hat Angst vor Cola?


Video der Woche


Direktlink zum Video

Dieser TV-Spot von Greenpeace Australien ist geradezu der klassische Non-Profit-Clip. Die Dramaturgie folgt allen Regeln der Kunst:

  1. Vorahnung: Der Auftakt, sieht wie ein klassischer Coke-Spot aus. Wir sehen dennoch weiter zu: Die Überschrift "Stopp Coka Cola" lässt nämlich mehr erwarten. Das nennt der Dramaturg auch "Foreshadowing" also "Vorab-Andeutung".  Jeder weiß, dass der Film so nicht sehr lange weitergehen kann - das erzeugt Neugierde & Spannung.
  2. Dramaturgische Wende - als der erste Vogel vom Himmel fällt und die Musik abbricht. Hier wird das Versprechen also eingelöst. 
  3. Aktion statt Worte - die herabfallenden Vögel sind der Handlungsträger, nicht irgend ein Sprecher, der uns ermahnt, wie böse doch die Getränkeindustrie ist. Merksatz: Sag es ohne Wort - das wirkt stärker.
  4. Eindeutiger Call To Action - er ist glasklar formuliert - und das Bild liefert auch sofort die Motivation für so gut wie jeden Umweltschützer: Unsere Kinder und ihre Zukunft. Dieses eindrückliche Bild von dem Jungen, der verstört vom toten Vogel aufblickt. Mich erinnert das an die Mahnung des toten Flüchtlingsjungen Ailan am Strand, die gerade in unseren Medien herumgereicht wird. Und die eine immense Wirkung hat. So auch hier. 
Wir lernen: Worte sind schwach, Handlung ist stark!

Ein Verbot als Marketingstrategie


Australiens öffentliche TV-Anstalten haben den Spot abgelehnt. "Unangemessen" wurde er genannt. Für Greenpeace ist die Erklärung einfach: Das Werbebudget von Coka-Cola bei eben diesen Sendern ist immens. Hmm...es sind aber doch öffentliche, also steuerfinanzierte Sender? Also so was wie ...ähm..."unabhängig"? Naja, geschenkt. Versucht mal einen Sparkassen-kritischen Artikel in einer Kleinstadt-Zeitung unterzubringen, die von eben jenen Sparkassen-Inseraten lebt...

Doch als Vermarktungsstrategie hat genau diese Weigerung der Sender ganz hervorragende Dienste geleistet, denn ein solcher Skandal hebt eine Kampagne natürlich in die mediale Öffentlichkeit. Zeitungen, Blogs, News-Netzwerke - sie alle berichten darüber. Und diese Multiplikatoren sind es, die eine virale Verbreitung erst möglich machen. Womit Greenpease sein Werbeziel sehr wohl erreicht hat - und auch noch ganz ohne TV-Werbekosten.

Oh, ein Hintergedanke, ganz harmlos: Was meint ihr, ob sie das vielleicht sogar geplant haben? Ich denke ja, als Plan B, wenn TV nicht klappt. Also egal auf welchem Weg: Sie konnten nur gewinnen! Greenpeace setzt bei Kampagnen seit Jahrzehnten auf diesen Effekt. Mit Erfolg!

Wir lernen: Never change a winning distribution strategy! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen