Montag, 14. Juli 2014

Kony 2012...da war doch was?


Video der Woche

Es ist zwei Jahre her. Wer die Kony 2012-Story nicht mitbekommen hat, hatte damals wahrscheinlich noch kein Internet.
ES HAT FUNKTIONIERT! - KONY HAT SICH BEKEHRT!
Hier der Videobeweis:

Youtube Direktlink (Danke, ZDF)

Mein Video der Woche ist diesmal kein Kampagnenspot, sondern eher für uns alle - als Selbstreflexion gedacht. Sind ja Ferien, oder? WM vorbei (Gratulation auch an die Argentinier!). Zeit für Besinnliches...

Ich wollte gerne mal über Clicktivism reden, und natürlich, auf welch dünner Schneide sich Kampagnen-Videos bewegen.


Klicktivism hat seine Licht- und Schattenseiten. Ich persönlich habe mich noch nicht entschieden.

(+) Letztens habe ich eine Petition geklickt - und tatsächlich wurde ein 14 Tage alter Säugling von Deutschen Behörden dann doch nicht abgeschoben, die Landräte bekamen kalte Füße. Clicktivism at its best!!! Juhu. War ja auch wirklich ein Unding, oder?

(-) Und dann gibt es so Dinge wie Kony 2012. Fast 100 Millionen Views. Es ist m.W. die erfolgreichste virale Video-Kampagne aller Zeiten. Und im Real Live die - vergleichsweise - erfolgloseste. Kony lebt immer noch, allerdings ist er krank. Hui. Geändert hat sich in Uganda fast nichts. Unter anderem deshalb, weil Kony und die LRA 2012 schon lange nicht mehr das Hauptproblem in Uganda waren, sonder vor allem Korruption, die fast autoritären Machthaber und die Armee Ugandas, von der Menschenrechtsverletzungen begangen werden, siehe HumanRightsWatch Bericht Uganda 2012. Im Video waren diese jedoch - in fröhlich naiver Schwarz-Weiß Manier - die Guten. Das Selfie hier oben von den Kony-Videoproduzenten von 2009 mit Sudanesischen Soldaten & deren Waffen von 2009 spricht Bände zum Thema Ignoranz und Selbst-Glorifizierung.

...McDonalds-Aktivismus eben, aber konnte die Internet Gemeinde so blind sein? Ein kuzer Blick auf den Wikipedia Artikel zu Kony hätte gereicht, die inhaltliche Irrelevanz zu erkennen. Ein Tweet fasst es so zusammen:

"I BET 90% of the people saying ‘Find Kony!’ couldn’t even point out Uganda on a map"

Nur 2 von 99 Millionen haben kritisch diskutiert (Betterplace Lab). Immerhin. Aber dies ist die Kehrseite: Clicktivism kann enorme Klickzahlen generieren, wenn die virale Bombe hochgeht...ein emotional guter Film über einen Schlächter, auch wenn der seit 6 Jahren nicht mehr im Land aktiv ist... funktioniert hat es dennoch. Und eben viel heiße Luft produziert. Schade drum.


Daher wird der Internetgemeinde oft "Clicktivims without Activism" vorgeworfen (z.B. Micah White, ein Vordenker im heutigen Aktivismus). Ein Mausklick ersetzt nicht, dass wir auf die Straße gehen! Stimmt und stimmt auch nicht. Ich finde dieses Urteil ewtas kurzsichtig und verfrüht:

Klicks, Sharing, Petitionen & Co - können durchaus etwas bewegen (selbst erlebt!). Eine Botschaft an Freunde zu schicken und zu verteilen ist sehr wohl ein mutiger Schritt und kein Sich-Verstecken hinter der Maus. Das ist echte Kommunikation, wir setzen unsere virtuelle Reputation auf's Spiel und das kann sehr real sein. Aber...ich denke, wir üben noch.  Aus Entgleisungen wie Kony 2012 lernen wir, die Internetgemeinde reift.

Onlineklicks werden Teil unseres Aktivisten-Repertoires werden. So wie die virtuelle Welt ein Teil unserer realen Welt wird. Auch ein Video ist nicht die Wirklichkeit...aber es kann Herzen sehr wohl anrühren! Manchmal mehr als eine Demo...man muss es nur sinnvoll einsetzen.

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