Montag, 23. Februar 2015

Google sagt die Wahrheit!


Video der Woche


Aus Schweden kommt dieses kreative - und viral erfolgreiche - UNHCR-Kampagnenvideo:

Youtube Direktlink

Das Video hat bald 300.000 Views - in einem Land mit 10 Millionen Einwohnern (ja, es ist für Schweden produziert worden). Prozentual umgerechnet für Deutschland wären 2.4 Millionen Views nötig, für einen vergleichbaren Erfolg.

Dramaturgisch ist es ganz klassisch und sauber aufgezogen (siehe meinen Post zu Dramaturgie):

  1. Steigerung: Häuser, Autos, Kinder...es wird immer emotionaler, immer näher an uns dran - und natürlich sind es drei Steigerungen, das kennen wir schon aus den Märchen. Alle guten Dinge sind drei.
  2. Überraschende Wendung am Ende: Kinder in Verbindung mit UNHCR zeigt im Bild ohne Worte den Erfolg, den der Einsatz der NGO bringt.
  3. Call2Action erfolgt rechtzeitig, lange vor dem Ende aber direkt nach der dramaturgischen Wende. Kein Zwischengeplänkel.
Was dieses Video aber zusätzlich bietet - und wodurch sich auch ein Teil des viralen Erfolges erklärt: Die Google-Suche ist der größte gemeinsame Nenner mit allen Youtube-Zuschauern. Jeder erkennt die Glaubwürdigkeit der Suchmaschine an - aus eigener Erfahrung.
Googles Suchergebnisse bilden reale Trends ab, da sie die häufigsten und wichtigsten Ergebnisse zuerst anzeigen und damit sogar oft schneller und treffsicherer sind als Nachrichten-Netzwerke (Wikipedia Artikel). 

Schon die Vorschläge beim Ausfüllen geben uns sofort Hinweise auf die relevantesten Themen, und spiegeln wieder, was Menschen gerade bewegt. Kennt ihr die Google-Poesie? Wenn die ersten vier Wortvorschläge der Suchmaschine geradezu tiefsinnige Vierzeiler ausspucken: 


Das ist, was Menschen am häufigsten googlen...und damit denken! Wenn das nicht eine Aussage ist. Allerdings bitte nicht die Wortkombination "Women should " googeln. Das geht böse aus. 
Hach, Ihr macht es ja doch. Selber schuld...

Das Schwedische UNHCR-Video hat also die Brücke zum Video-Zuschauer hergestellt, und die Glaubwürdigkeit der Google-Suchmaschine für die eigene Sache genutzt. Kreativer und moderner geht es kaum. 

GELD: Das Video ist ein Screen-Capture Video. Das kann heutzutage jeder kostenlos produzieren. Meine Empfehlung für Freeware: 



Microsoft Expression Encoder Screen Capture, und so lang wie der Name, so umständlich ist sie auch zu bedienen. Man muss die Videos nach der Aufnahme noch umcodieren, um überhaupt damit arbeiten zu können (Anleitung hier). Dennoch ist dies die einzig zufriedenstellende Freeware mit professionellen Ergebnissen, flüssig und in Full HD, die ich bislang kenne.

ABER: Nicht das Handwerk sondern die kreative Idee und hochwertiges Storytelling entscheidet über den Erfolg eines Videos. Und dafür gibt es keine Software. Das braucht kreative Manpower, in dem Falle die Svenssonreklam, spezialisiert auf virale Video-Kampagnen wie etwa den TerrorTraktor
Nur aus dem Grunde bin auch ich in Brot und Würden, den Filmen kann heutzutage fast jeder, aber die gute Idee ist eben der Quotenbringer...

2 Kommentare:

  1. Deutlich unspektakulärer, aber nicht minder wirksam ist das neue Video der deutschen Jobcenter zum Thema "Langzeitarbeitslose": https://www.facebook.com/caritas.deutschland/posts/10153072362278194?notif_t=like

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Herzlichen Dank für den Hinweis, sehr gut, den kannte ich noch nicht - ja, das finde ich ebenfalls sehr kreativ gemacht, und funktioniert auch ganz gut (10K-Zuschauer nach 1 Monat ist nicht schlecht).

      Kurze Analyse, was mich noch auffällt:
      Das Arbeitsamts-Video hat auf Text gesetzt statt auf Bilder gesetzt...was im Videobereich eigentlich eher einen Rückschritt bedeutet, denn genau das macht Video ja aus, dass man mit Bildern erzählen kann. Das Prinzipt für gute Videos lautet "show, don't tell" - dazu kommt, dass hier die Steigerung eher schwach ist. Arbeitslose - Langzeitarbeitslose - Hartz IV Empfänger - Hartz IV Empfänger mit Behinderung. Najaaa. Das ist ist eher eine Linie, die sich durchzieht: Alle werden in einen Topf geworfen.

      Was ich persönlich sicher nicht gemacht hätte, ist es, "die jobcenter" dann in der Google-Anfrage zu zeigen. Da taucht dann - scheinbar ungewollt - noch das Suchergebniss "die jobcenter richten großen Schaden an" als Angebot auf...also, das ist schon sehr missverständlich und lenkt auch sehr stark ab. Das wäre für mich ein NoGo.
      Zweites Problem ist es, dass die Kommentare hier deaktiviert sind. Kann man machen...aber ehrlich gesagt kommt das irgendwie nicht so gut...ich weiß natürlich, warum sie das gemacht haben. Aber das gibt eben doch sehr zu denken. Vielleicht ist für die Jobcenter ein Youtube-Video dann doch nicht so effektiv wie eine Plakatkampagne - denn die Story kann man auch in einem Bild erzählen (statt in 4). Kostet allerdings mehr.

      Ansonsten ist das Video auf jeden Fall auf der Höhe der Zeit. Nochmal danke für den Hinweis.

      Löschen